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Verfehlung

Jakob Völz ist seit Jahren Gefängnisseelsorger mit Leib und Seele. Mit seinen Priester-Freunden Dominik und Oliver vertritt er eine progressive Haltung innerhalb der katholischen Kirche und trifft sich nach der Messe mit ihnen auf dem Fußballfeld oder in der Kneipe auf ein Bier. Doch plötzlich zerbricht die heile Welt: Dominik wird festgenommen und in Jakobs Gefängnis eingeliefert.

© SWR/Pascal Schmit

Er wird verdächtigt, während eines Freizeitprogramms einen Jungen in seiner Obhut sexuell missbraucht zu haben. Jakob reagiert zuerst mit völligem Unglauben, doch als Dominik ihm seinen „Fehltritt“ gesteht, muss er sich der bitteren Wahrheit stellen. Jakob spricht mit Mike, dem Opfer, den die Vorfälle sehr stark mitgenommen haben. Der Seelsorger muss feststellen, dass er als Einziger an der Aufarbeitung des Falls interessiert ist – selbst sein Freund Oliver, der inzwischen Bistumsvertreter geworden ist, weist ihn ab.

Jakob kann weder schweigen, noch kann er seinen Freund anprangern – in dieser Zwickmühle gefangen, bleibt er wie gelähmt. Doch kaum ist Dominik aus dem Gefängnis entlassen und zurück in seiner Kirche, fällt ein Messdiener in Ohnmacht und die Affäre weitet sich aus. Gibt es mehr als ein Opfer, und wie viel wusste die Kirche schon von den Vorfällen? Allein inmitten von einem Netz aus Lügen und Vertuschungen muss Jakob seine Grundsätze völlig neu überdenken und steht am Ende vor der Entscheidung: reden oder schweigen?

In seinem exakt recherchierten Debütfilm erzählt Regisseur Gerd Schneider eine schockierende Geschichte von Verantwortung, Glauben und Verrat inmitten der katholischen Kirche. „Verfehlung“ spürt dem Rätsel des unerklärlichen Verhaltens der Priester nach, die vor der Aufdeckung der Missbrauchsfälle 2010 schwiegen.

Als früherer Priesteramtskandidat der Erzdiözese Köln hat Regisseur und Drehbuchautor Gerd Schneider besondere Einblicke in die Funktionsweise der katholischen Kirche, die er in sein Regiedebüt einfließen lässt. Nach seinem Kinostart 2015 wurde „Verfehlung“ mit dem Preis des 6. Kirchlichen Filmfestivals Recklinghausen ausgezeichnet und erhielt das Prädikat „besonders wertvoll“.