Predigttext für den Sonntag Lätare: 2. Korinther 1,3–7
3 Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, 4 der uns tröstet in aller unserer Trübsal, damit wir auch trösten können, die in allerlei Trübsal sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott. 5 Denn wie die Leiden Christi reichlich über uns kommen, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus. 6 Haben wir aber Trübsal, so geschieht es euch zu Trost und Heil. Haben wir Trost, so geschieht es zu eurem Trost, der sich wirksam erweist, wenn ihr mit Geduld dieselben Leiden ertragt, die auch wir leiden. 7 Und unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: wie ihr an den Leiden teilhabt, so werdet ihr auch am Trost teilhaben.
Von Uwe Baumann
Ein Trostpflaster. Es ist bunt, in seiner Mitte grinst ein Dino sein breitestes Zahnpastalächeln. Und es klebt auf dem zerschrammten Ellenbogen von Anouschka, der Stürmerin der Mädchen-Fußballmannschaft vom FSV Friedrichshagen. Die liegt knapp in Führung und so ist der Schmerz rasch wieder vergessen. Schön, so ein Trösterchen. Gibt es auch als ganze Tafel Schokolade, Gummibärchentüte, warme Honigmilch, goldenen Ring oder Jagertee. Manchmal tarnt sich das Trostpflaster als Umarmung, helfende Hand oder als liebevolle Geste. Egal, es geht um schnelle Anteilnahme, um Hilfe für den Augenblick. Trostpflaster fragen nicht lang und breit, sie lamentieren und klagen nicht. Einen Haken hat die Sache dennoch: Trost ist schnell verflogen. Das Pflaster landet im Müll, die Umarmung verduns-tet wie Wasser in der Sonne und der Jagertee – von dem brummt der Schädel möglicherweise tagelang. Oft passiert genau das: Der Tröster hat seine Pflicht und Schuldigkeit getan, fertig. Gott hingegen – da sind sich Paulus und Timotheus in ihrem Brief an die Gemeinde in Korinth sicher – tröstet ewiglich. In dem Maße, wie wir die Leiden Christi durchleben, sollen wir getröstet, geheilt und in der Hoffnung gehalten werden. Klingt tröstlich. Aber – Leiden wie Christus? Wir? Denen es oft an nichts mangelt, was man für Geld kaufen kann? Also bitte, welche Leiden sollten das sein? Wir Deutschen haben einer aktuellen Umfrage zufolge immer weniger Angst vor Arbeitslosigkeit oder Erkrankungen, dafür aber kolossal vor Übergewicht. Kein Scherz. Käme eine neue Statistik, so würden wohl auch Flüchtlingsfamilien für einen gewissen Teil der Bevölkerung hierzulande eine finstere Gefahr darstellen, vor der man Angst haben müsse. Aber sonst? Der Laden brummt, der Wirtschaft geht es gut, die Sommerurlaube sind samt Frühbucherrabatt in Sack und Tüten. Immer mehr deutsche Panzerketten zerwühlen ferne Länder, aus immer mehr deutschstämmigen Kleinkaliberwaffen wird gefeuert, dass es eine finanzielle Freude ist. Was also sind unsere Leiden, von denen die Bibel behauptet, sie wären in Gott und Christus getröstet? Mein Verdacht: Manche von uns verwechseln Trost mit Ignoranz. Schnell weg mit den Bildern von Krieg und Elend, die zu erheblichen Teilen von uns verursacht wurden. Nichts mehr zu sehen und zu hören kann auch tröstlich sein. Die anderen sind schuld. Das Trostpflaster nimmt dann die Ausmaße einer Zeltplane an, die alles zudeckt. Aus den Augen, aus dem Sinn.
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