In diesem Frühjahr haben sich die Amphibien in Hamburg-Volksdorf Zeit gelassen. „Die Tiere haben offensichtlich versucht, ihre Wanderung zu verschieben, bis es ausreichend feucht ist“, sagt Sabine Sommer vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Hamburg. „Irgendwann sind sie dann doch losgelaufen, obwohl es keinen oder so gut wie keinen Niederschlag gab.“
Der BUND Hamburg betreut einen Amphibienzaun an den Volksdorfer Teichwiesen. BUND-Landesvorsitzende Sommer sagt: „Extreme Trockenheit, wie wir sie jetzt bereits seit Wochen in Hamburg erleben, bedeutet Stress für viele Tiere.“
Trockenheit sei beispielsweise eine der Ursachen dafür, dass Amphibienpopulationen zurückgehen. „Die zunehmende Erderhitzung führt dazu, dass die Frühjahrs- und Sommermonate zu heiß und zu trocken sind. In der Folge trocknen die Laichgewässer zu früh aus und die Larven können sich nicht entwickeln“, erläutert Sommer.
Moni Rademacher, Leiterin der Eichhörnchen-Schutzstation Eckernförde in Schleswig-Holstein, berichtet von dehydrierten und abgemagerten Eichhörnchen, welche die Station aufnehmen muss. „Das zeigt sich schon seit Jahren und wird jedes Jahr stärker.“
Auch auf das Nahrungsangebot von Tieren wirkt sich die Trockenheit negativ aus. Ilka Bodmann, Sprecherin des Hamburger Landesverbands des Naturschutzbunds (Nabu), sagt: „So ziehen sich zum Beispiel die feuchtigkeitsliebenden Regenwürmer in tiefe Bodenschichten zurück und sind somit außer Reichweite für Igel, Amsel und andere Arten.“
Schwalben macht die Trockenheit ebenfalls zu schaffen. Sie benötigten gerade in diesen Wochen für den Nestbau feuchte Lehmpfützen. „Diese fehlen jedoch vielerorts“, beklagt Bodmann.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) mit Sitz in Offenbach registrierte bis zum Einsetzen von Niederschlägen in der zweiten Aprilhälfte „eine außergewöhnliche Trockenheit“. Diese habe sich „im Zeitraum von Anfang Februar bis Mitte April als die stärkste seit Beginn der Auswertung im Jahr 1931“ erwiesen. BUND-Landesvorsitzende Sommer sagt, Dürre und andere Extremwettereignisse seien Folge der menschengemachten Klimakrise.
Auch in den kommenden Tagen dürfte es weitgehend trocken bleiben: Laut DWD ist bis Sonnabend bundesweit mit viel Sonnenschein zu rechnen, einzelne Schauer werden vor allem im Südwesten und ganz im Osten sowie im Nordosten erwartet.
Die genauen Folgen der Trockenheit sind laut Nabu-Sprecherin Bodmann „schwer zu beziffern“: Sie würden erst sichtbar, wenn sich die Auswirkungen auf die Bestandsentwicklungen der Tiere zeigten. Bei Vögeln sei zu schauen, wie die Brutbilanz ausfallen wird. „In den Feuchtwiesen der Wedeler Marsch zum Beispiel wurden bisher nur wenige Kiebitzpaare beobachtet, die mit der Brut begonnen haben“, sagt Bodmann. Die Hamburger Moore führten aktuell „deutlich zu wenig Wasser“, mit Auswirkungen auf die Eiablage von Amphibien und Libellen.
Bodmann rät: Wer einen Garten oder Balkon besitzt, solle dort Wasserschalen aufstellen. Das helfe beispielsweise Vögeln, Igeln und Insekten. Rademacher empfiehlt Entsprechendes für Eichhörnchen. Sven Fraaß, Sprecher des Hamburger Tierschutzvereins (HTV), hält das Bereitstellen von Wasser insbesondere „in Großstädten mit viel Versiegelung, also auch in Hamburg“, für wichtig. Die Schalen seien täglich zu reinigen. Im angeschlossenen Tierheim nimmt der HTV geschwächte Wildtiere auf, päppelt sie auf und bereitet eine Auswilderung vor.
Tierschützer empfehlen darüber hinaus eine naturnahe Gartengestaltung. „Die Gärten weniger steril halten und nicht so viel Fläche versiegeln“, rät Rademacher von der Eichhörnchen-Schutzstation. „Heimische Pflanzen sollten die Hauptrolle im Garten spielen, denn sie verbessern das Mikroklima, spenden Schatten, schützen den Boden und bieten Nahrung und Lebensraum für Tiere“, sagt Bodmann.