Der US-Amerikaner Jake (Ansel Elgort) ist Ende der 1990er-Jahre nach Japan gekommen, um als erster ausländischer Reporter für eine japanische Zeitung in Tokio zu arbeiten. Wie allen Anfängern weist man auch ihm den sogenannten “Police Beat” zu: Er soll über Verbrechen, Diebstähle und andere Delikte berichten.
Allerdings unterscheidet sich Jakes Ansatz stark von den Vorstellungen seiner japanischen Kollegen, dass es sich nämlich nicht schicke, eigene Nachforschungen anzustellen. Oftmals muss sogar die Perspektive der Polizei übernommen werden. Jake lässt es sich aber nicht nehmen, selbst zu recherchieren.
Auf den Spuren der “japanischen Mafia”
Als sich rätselhafte Selbstmorde häufen, folgt der Jungreporter einer Spur zu einem Kreditinstitut und findet sich mitten in der undurchsichtigen Welt der auch als “japanische Mafia” bezeichneten Yakuza wider. Denn eine der Verbrecherorganisationen hat einen Weg gefunden, mit den Selbstmorden hilfloser Schuldner das große Geld zu verdienen. Bald findet sich Jake inmitten eines eskalierenden Kriegs zweier Yakuza-Organisationen wieder.
Die auf der Biografie des Journalisten Jake Adelstein fußende, von J.T. Rogers adaptierte sehenswerte Serie von 2022, bei deren Auftaktfolge Michael Mann Regie führte, nimmt sich große fiktionale Freiheiten. Sie kreist mit einer komplexen, ästhetisch beeindruckend inszenierten Handlung um Fremdheit, kulturelles Ethos und das Verhältnis der japanischen Gesellschaft zum organisierten Verbrechen. Dabei beeindruckt die Serie durch ihren spannenden Stoff wie durch ihre ambitionierte Umsetzung, die kongenial die Fremdheitserfahrung des US-Amerikaners in Japan vermittelt.
“Tokyo Vice”: ab Dienstag, 29. Oktober, beziehungsweise 30. Oktober, 00.20 Uhr, hr Fernsehen und komplett in der ARD-Mediathek