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Theologe Jürgen Moltmann in Tübingen beigesetzt

Er gilt als einer der bedeutendsten evangelischen Theologen des 20. Jahrhunderts. Nun haben rund 300 Menschen Abschied von Jürgen Moltmann genommen.

Angehörige und Weggeführten von Moltmann nehmen Abschied in der Stiftskirche in Tübingen
Angehörige und Weggeführten von Moltmann nehmen Abschied in der Stiftskirche in Tübingenepd-bild / Sascha Baumann

In einem Trauergottesdienst in der Tübinger Stiftskirche haben rund 300 Menschen Abschied von dem Theologen Jürgen Moltmann genommen. Im Anschluss an den Gottesdienst wurde er auf dem Tübinger Stadtfriedhof beigesetzt. Der evangelische Theologieprofessor war am 3. Juni im Alter von 98 Jahren gestorben.

„Wir verlieren einen weltweit renommierten, inspirierten und inspirierenden Theologen, der die Theologie des 20. Jahrhunderts maßgeblich geprägt hat“, sagte der Theologe Gerhard Marcel Martin (Marburg). Moltmann habe zu Lebzeiten schriftlich vermerkt, dass er „keinen Trauergottesdienst, sondern eine Auferweckungsfeier“ wolle, so Martin, der bei Moltmann promoviert hatte. Deshalb wurden beim Gottesdienst fröhliche Choräle wie „Lobe den Herren“ und „Auf, auf mein Herz mit Freuden“ gesungen.

Oberkirchenrätin Rivuzumwami über Moltmann: Ein Leben in Gottes Hand

Die Bildungsdezernentin der württembergischen Landeskirche und Freundin der Familie Moltmann, Oberkirchenrätin Carmen Rivuzumwami, sagte in ihrer Predigt, Moltmann habe „sein Leben von der einen Hand Gottes in die andere Hand Gottes gegeben.“ Er habe seinen Tod „wie einen Geburtstag zum neuen Leben in Gottes Reich erwartet.“ Nach seinem Trauerprozess um seine Frau Elisabeth habe er sagen können: „Wer mit Christus an die Toten denkt, blickt nicht in ihre Vergangenheit, die unwiederbringliche, sondern in ihre Zukunft, die erhoffte. Der Schmerz der Trennung wird getröstet in der Hoffnung auf Vereinigung.“

An der Feier nahmen neben Angehörigen und Vertretern der Theologie auch der frühere Vorsitzende des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sowie der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Ernst-Wilhelm Gohl, teil.

Moltmann bekannt durch „Theologie der Hoffnung“

Moltmann gilt als einer der bedeutendsten evangelischen Theologen des 20. Jahrhunderts. Seine 1964 erschienene „Theologie der Hoffnung“ wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und hat Theologen weltweit geprägt. Weitere bekannte Werke sind „Der gekreuzigte Gott“ (1972) und „Kirche in der Kraft des Geistes“ (1975).

Er wurde am 8. April 1926 in Hamburg geboren. Seine theologischen Studien hatte Moltmann in englischer Kriegsgefangenschaft begonnen. Von 1953 bis 1957 arbeitete er in Bremen als Pastor, danach wurde er Professor an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal und anschließend an der Universität Bonn.

Von 1967 bis zu seiner Emeritierung 1994 lehrte Moltmann Systematische Theologie und Sozialethik an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Er war mit der feministischen Theologin Elisabeth Moltmann-Wendel verheiratet, die 2016 starb.