Artikel teilen:

Theologe warnt vor Abschreckungspolitik und fordert Dialog

Inmitten der Debatten um eine Wehrpflicht in Deutschland hat sich der Theologe Eugen Drewermann gegen eine “Kriegstüchtigkeit” ausgesprochen – und übt Kritik an Bundeskanzler Friedrich Merz.

Der Theologe und Kirchenkritiker Eugen Drewermann stellt sich klar gegen eine Aufrüstung im Ukrainekrieg
Der Theologe und Kirchenkritiker Eugen Drewermann stellt sich klar gegen eine Aufrüstung im Ukrainekriegepd-bild / Friedrich Stark

Der Theologe und Kirchenkritiker Eugen Drewermann hat sich gegen eine Aufrüstungspolitik im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und in Kriegen allgemein ausgesprochen. “Das Prinzip von Abschreckung ist, schrecklicher sein zu wollen als die, von denen wir uns bedroht fühlen. Aber wenn wir das erreichen, sind wir mitten in der Psychiatrie”, sagte der ehemalige Pfarrer bei einer Podiumsdiskussion der Cajewitz-Stiftung in Berlin. “So bekämpfen wir nicht das Böse, sondern vermehren es.”

Drewermann kritisierte auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). “Frieden komme nur durch Stärke, erklären Merz und Pistorius, das sollen wir glauben”, so der 85-Jährige. Doch gegen Krieg müsse man immer sein, solange man ein Mensch sei.

Drewermann: umstrittener Theologe in der katholischen Kirche

Vielmehr müsse man mehr zuhören und verstehen, das lehre auch das Christentum. Die Botschaft Jesu richte sich gegen eine kriegerische Politik, die Frieden herbeizwingen wolle. “Was wir das Christentum nennen, ist genau dies – zu verstehen, was in Menschen vor sich geht, die wir ‘das Böse’ nennen.” Eine Bereitschaft der Rache müsse einer Vergebung weichen.

Drewermann zählte über Jahre zu den umstrittensten Theologen in der katholischen Kirche. 2005 trat er aus der Kirche aus. Zuvor war er Anfang der 90er Jahre vom Priesteramt suspendiert und ihm die Lehrerlaubnis entzogen worden.

Pazifistische Forderungen seien nicht mehr legitim

In jüngerer Zeit kritisierte Drewermann, dass pazifistische Forderungen als nicht mehr legitim erachtet würden: “Wer dafür plädiert, in der Ukraine miteinander zu reden, wird in allen Medien als Putin-Versteher und Rechtfertiger des Aggressionskrieges verschrien.” Die USA und die Nato hätten ebenso große Schuld am Krieg, weil sie Sicherheitsinteressen Russlands missachtet hätten.