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Theatermacher verhandeln Novemberpogrom in Buchenwald

In der ehemaligen Häftlingskantine der Gedenkstätte Buchenwald verhandelt ab Donnerstag das Theaterkollektiv „Pièrre.Vers“ die Ereignisse während der Novemberpogrome von 1938 in Form eines fiktiven Gerichtsprozesses. Ziel sei, den Opfern eine Stimme zu geben, teilte die Gedenkstätte Buchenwald mit. Gegenstand der Verhandlung seien Zeitungsausschnitte, erlassene Paragrafen zur systematischen Erschwerung des jüdischen Lebens und persönliche Berichte von ehemaligen jüdischen Bürgern Düsseldorfs.

Für die Nacht vom 9. zum 10. November 1938 seien allein in Düsseldorf etwa 460 Überfälle auf jüdische Bürger dokumentiert. Diese reichsweit geplanten Aktionen seien als Novemberpogrome in die Geschichte eingegangen. Annähernd 10.000 Männer wurden nach Stiftungsangaben anschließend in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt, darunter mindestens zwölf Düsseldorfer.

Die Angriffe auf die Gebetshäuser, das jüdische Eigentum und jüdisches Leben seien ein erster trauriger Höhepunkt der systematischen Vertreibungs- und Vernichtungspolitik des nationalsozialistischen Regimes gewesen. Die szenische Installation richtet sich an ein Publikum ab 15 Jahren. Nach einer Einführung durch Mitarbeitende der Gedenkstätte und der Aufführung seien jeweils Gespräche mit dem Publikum Bestandteil des künstlerischen Konzepts.

„Pièrre.Vers“ ist ein Zusammenschluss von Theatermachern unter der Leitung des Regisseurs Christof Seeger-Zurmühlen und der Schauspielerin Julia Dillmann. Seit 2012 entwickelt das Kollektiv performative Formate im öffentlichen Raum.