Menschenrechtsorganisationen zufolge werden auf den Ägäis-Inseln Samos und Lesbos rund 4.000 Asylsuchende unrechtmäßig in von der EU finanzierten Zentren inhaftiert. Die Behörden seien von der großen Zahl von Ankommenden überfordert, „infolgedessen wurden alle Neuankömmlinge automatisch inhaftiert, was zu massiven Verstößen gegen das Recht auf Freiheit gemäß Artikel 5 der Europäischen Menschenrechtskonvention führt“, heißt es in einer veröffentlichten Erklärung von 22 Organisationen, darunter „Anwälte ohne Grenzen“.
Die Migrantinnen und Migranten würden „unmenschlichen und erniedrigenden Bedingungen ausgesetzt“, während sie auf die Registrierung ihrer Asylanträge warteten, schreiben die Organisationen. Auf Samos seien Hunderte hinter Stacheldrahtzäunen in Containern untergebracht. Die Bewohner hätten nur begrenzt Zugang zu medizinischer Notversorgung. Die Polizei nehme ihnen Mobiltelefone und Pässe ab, was ihre Privatsphäre verletze und Zugang zu Unterstützung behindere. Meist dauere die Inhaftierung einen Monat.
Menschen leben ohne Privatsphäre
Auf Lesbos würden Männer, Frauen, Kinder und Schutzbedürftige ohne Privatsphäre oder Sicherheitsmaßnahmen zusammen eingeschlossen. Die Menschen hungerten und hätten keine angemessene Kleidung, auch hier fehle es an medizinischer Grundversorgung.
Die 22 Organisationen fordern ein sofortiges Ende der rechtswidrigen Praxis, die Menschen bei ihrer Ankunft systematisch bis zu ihrer Registrierung festzuhalten. Die Tatsache, dass die Behörden nicht auf den Anstieg der Ankünfte vorbereitet seien, rechtfertige nicht die massive Verletzung des Rechts auf Freiheit.