Der Mariendom im nordrhein-westfälischen Wallfahrtsort Neviges ist ab Freitag Schauplatz einer ungewöhnlichen Tanz-Inszenierung. In der von Architekt Gottfried Böhm entworfenen Kirche führt das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch das Stück “Liberte Cathedrale” des Choreographen Boris Charmatz auf. In fünf Szenen werden unter anderen Empfindungen wie körperliche Distanz und Nähe, Ekstase, Schmerz und Staunen dargestellt. Bis zum 16. September sind sieben Aufführungen geplant.
Begleitet werden die Teile durch Glockengeläut, Gesang und gewaltige Klangteppiche, die zum Teil live auf der Orgel erklingen. Für das Stück, das etwa eine Stunde und 45 Minuten dauert, wurde die mit rund 3.000 Sitzplätzen ausgestattete Wallfahrtskirche im Erzbistum Köln, die zugleich als Ikone der Brutalismus-Architektur gilt, temporär umgestaltet.
Im Hauptschiff und um den Altar entstand so eine große Fläche, in der sich die Tänzerinnen und Tänzer frei bewegen können. Mit dem Publikum, das auf Tribünen rundherum sitzt, findet zum Teil eine direkte Interaktion statt. Ebenso wurde eine aufwendige Lichttechnik installiert, die die Kirche mit ihren Betongewölben etwa in warme Farben taucht. Weitere Aufführungen sind nach Angaben des Tanztheaters während einer Tournee in Lyon, Lille und Paris geplant.