Eine Fachtagung des Würzburger Instituts für Psychoanalyse und Psychotherapie befasst sich am 20. April mit „Psychoanalyse und Rechtspopulismus“. Unter der Überschrift „Die Gesellschaft auf der Couch“ wollen die Expertinnen und Experten verschiedenen Fragestellungen zu diesem Komplex nachgehen, heißt es in der Ankündigung. So soll beispielsweise thematisiert werden, weshalb bekannte Psychoanalytiker noch vor Jahrzehnten öffentlich zu politischen Fragen Stellung bezogen haben – heute aber nicht mehr.
Die Veranstaltung erinnert an den bekannten deutsch-US-amerikanischen Psychoanalytiker und Philosophen Erich Fromm (1900-1980), der vor rund 100 Jahren den Versuch unternommen habe, die Psychoanalyse als Sozial-Psychoanalyse zu begreifen. Das heißt, dass der Gegenstand der Psychoanalyse – das Individuum – als primär soziales Wesen gesehen wird. Fromm habe die These entwickelt, dass das „defizitäre Selbsterleben“ durch Flexibilisierung und Entgrenzung der modernen Welt zunehmend narzisstisch kompensiert werde.
Dabei spiele „der von Fromm beschriebene Gruppennarzissmus eine besondere Rolle“. Indem man sich mit „einer großartigen Idee, Person, Nation“ identifiziere, könne man sich selbst großartig erleben. Dies allerdings „immer nur auf Kosten der Entwertung und Bekämpfung“ von allem Fremden, Anderen und Nicht-Eigenem. Als Referent ist unter anderem Fromms Nachlassverwalter und früherer Assistent, Rainer Funk, angekündigt. Eine Anmeldung zur Teilnahme ist vorab erforderlich. (00/1009/26.03.2024)