Text und Foto von Heinz-Joachim Lohmann
Freitag, der 18.07.
Heute Abend brechen wir auf zum Bustan ha Galil in der Nähe von Akko am Mittelmeer, um dort das Wochenende zu verbringen. Der Tag beginnt mit Diskussionen, ob es sicher ist, den Platz für zwei Tage und in der kommenden Woche in den Nächten unbewacht zu lassen. Da ist nämlich an den Abenden ein Aufenthalt in den einheimischen arabischen Familien geplant, um dort das Fastenbrechen im Ramadan zu feiern und Gespräche zu führen. Es taucht die Befürchtung auf, dass Menschen, die etwas gegen friedliches Zusammenleben haben, randalieren könnten. Einige arabische Teilnehmende halten die Gefahr für nicht vorhanden, da die israelische Polizei am Anfang der Auseinandersetzungen einige protestierende Jugendliche inhaftierte und niemand ihre Lage verschlechtern möchte. Wir entscheiden uns trotzdem, das Gelände über das Wochenende bewachen zu lassen.
Am späten Nachmittag steigen wir in den Bus zum Strand. Wir kommen unter in einem Ferienheim für Behinderte in einem umzäunten Areal, in dem sich weitere soziale Einrichtungen befinden. Die Wellen rauschen hinter dem Zaun. Durch ihn hindurch geht es nur mittels einer kleinen Tür, die stets nach Benutzung wieder zugeschlossen wird. Kontakt zur entsprechenden Person gibt es per Handy. Es dauert nicht lange bis Amiram entdeckt, dass der Zaun ein Loch hat, das die Benutzung der Pforte überflüssig macht.
Die Verdoppelung der Teilnehmenden nötigt zur Neuaufteilung der Gruppen, die im Regenbogenprojekt traditionell „Family Groups“ heißen und mit mindestens einem je eine/r Teilnehmer/in aus den verschiedenen Hintergründen besetzt werden, also arabisch, jüdisch, deutsch, südafrikanisch. In ihnen werden inhaltliche Diskussionen geführt und sie übernehmen Aufgaben im Projekt: Arbeit, Küche und Programm. Letztere Gruppe sowohl für die tägliche Pflege der Homepage (www.rainbowproject.de) als auch für die Gestaltung von Gemeinschaftsprogrammen zuständig. Wir bilden vier Gruppen, die sich Namen bedeutender Persönlichkeiten geben, die sich für Frieden und Gerechtigkeit eingesetzt haben. Sie entscheiden sich für Henri Dunant, Desmond Tutu, Martin Luther King Jr. und Nelson Mandela. Lässt man die Dominanz von Männern (unter den Jugendlichen befinden sich 15 Männer und 12 Frauen), Südafrikanern und Christen in dieser Wahl außeracht, sind es alles Persönlichkeiten, die sich mit Erfolg für eine Sache eingesetzt haben, deren endgültiger guter Ausgang noch erreicht werden muss.
Um Mitternacht erreicht Mzi aus Südafrika das 20. Lebensjahr. „Happy Birthday“ erklingt in englisch, polnisch, zulu, arabisch und hebräisch. Er erhält einen Kühlschrankmagneten mit Mauerstein in Regenbogenfarben, Symbol für überraschende Wendungen in der Geschichte, mit denen kein Mensch rechnete.