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Tafeln: Soziale Not wächst – doch Lebensmittelspenden bleiben aus

Inflation, Krieg und etliche weitere Gründe führen dazu, dass immer mehr Menschen Hilfe suchen bei den Tafeln. Doch dort fehlen nicht nur Lebensmittel, worauf das dreitägige Bundestafeltreffen hinwies.

Zu wenig Lebensmittel, zu viele Bedürftige – viele Tafeln in Deutschland kämpfen mit Problemen. “Die Folgen der Inflation und des Angriffskriegs auf die Ukraine haben die Zahl unserer Kundinnen und Kunden um durchschnittlich 50 Prozent steigen lassen”, erklärte der Vorsitzende des Verbands Tafel Deutschland, Andreas Steppuhn, anlässlich des Bundestafeltreffens von Donnerstag bis Samstag in Hannover. Zugleich blieben die Lebensmittelspenden gleich oder gingen sogar zurück. Eine Entspannung der Lage sei nicht in Sicht.

Laut Steppuhn kann noch immer fast jede dritte der bundesweit 970 Tafeln keine neuen Kunden aufnehmen. Viele hätten zeitlich befristete Aufnahmestopps verhängen oder Wartelisten einführen müssen. Zudem fehlten ehrenamtliche Helfer.

Steppuhn forderte von der neuen Bundesregierung eine “soziale Zeitenwende”. Die Milliardeninvestitionen in Infrastruktur und Verteidigung dürften nicht zulasten der Sozialpolitik gehen. Das Ausmaß von Armut in Deutschland sei vielen Menschen nach wie vor nicht bewusst: “Armut braucht weniger Scham, sondern stattdessen mehr Sichtbarkeit und Stimme, damit ihre Ursachen politisch bekämpft werden können.”

Zu den Tafeln kommen bundesweit nach Angaben des Verbands regelmäßig rund 1,5 Millionen Menschen. Fast die Hälfte von ihnen (48 Prozent) bezieht Bürgergeld. Rund ein Drittel (30 Prozent) sind Kinder und Jugendliche. Knapp ein Fünftel (18 Prozent) sind Rentner. Ebenfalls 18 Prozent beziehen Asylleistungen.

Zum Bundestafeltreffen kamen rund 1.000 Teilnehmer in die niedersächsische Landeshauptstadt. Zum Abschluss wurden bei einer “Langen Tafel” am Samstag auf dem Opernplatz kostenlose Mahlzeiten ausgegeben als öffentliches Zeichen der Solidarität. Bei einem sportlichen Fahhrad-Wettkampf unter dem Motto “32 Kilometer für 32 Jahre Tafel-Bewegung” erradelten Besucherinnen und Besucher auf Fahrradsimulatoren eine Spende von 24 Tonnen Lebensmitteln für die Tafeln der Region Hannover.