Haushaltsplanungen und die Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt stehen im Mittelpunkt bei der viertägigen Herbstsynode der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Die 79 Mitglieder des Kirchenparlaments in Deutschlands größter Landeskirche kommen vom 26. bis 29. November im diakonischen Henriettenstift in Hannover zusammen, wie die Landeskirche am Donnerstag mitteilte. Weiterer Schwerpunkt ist die Zukunftsplanung der Landeskirche angesichts sinkender Mitgliederzahlen und Finanzen.
Zum Auftakt der Tagung wird Finanzchef Fabian Spier den Etat für die Jahre 2025 und 2026 einbringen. Für das laufende Jahr 2024 lag der Haushaltsansatz bei 729,5 Millionen Euro. Für den 27. November um 11 Uhr ist der turnusgemäße Bericht von Landesbischof Ralf Meister vorgesehen. Am selben Tag um 15 Uhr beginnen die Beratungen über sexualisierte Gewalt, die auch als Live-Stream im Internet übertragen werden.
Dabei geht es unter anderem um den aktuellen Stand bei der Prävention, Intervention und Aufarbeitung und um Pläne, eine unabhängige Ombudsstelle für Betroffene einzurichten. Über ein Eingabeverfahren können auch Personen, die nicht Mitglieder der Landessynode sind, Voten in die Debatte einbringen.
Die Landeskirche geht von mindestens 190 Personen aus, die seit 1946 sexualisierte Gewalt in Gemeinden, Gruppen und Einrichtungen der Landeskirche erlitten haben. Viele Fälle waren im Januar durch die von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beauftragte ForuM-Studie bekannt geworden.
Insgesamt geht die Landeskirche derzeit von mindestens 122 mutmaßlich Beschuldigten aus, darunter auch Verdachtsfälle. Unter den Beschuldigten sind 63 Pastoren, aber auch Diakone und weitere Mitarbeitende sowie Ehrenamtliche. Hinzu kommen Fälle aus dem Raum der Diakonie. Betroffene hatten im Laufe des Jahres immer wieder scharfe Kritik am Umgang der Landeskirche mit den Missbrauchsfällen geübt.
Der hannoverschen Landeskirche sind 1.219 Gemeinden mit rund 2,2 Millionen Mitgliedern zwischen dem Landkreis Göttingen und der Nordsee angegliedert. Der Fläche nach umfasst sie drei Viertel Niedersachsens.