Der katholische Reformdialog Synodaler Weg kommt von Donnerstag bis Samstag in Frankfurt am Main zu seinem vorerst letzten Treffen zusammen. Begonnen hatte der Reformprozess der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken im Dezember 2019, nachdem die Missbrauchsstudie 2018 Tausende Fälle sexualisierter Gewalt in der Kirche offenbart hatte. Gesucht sind Wege aus der Vertrauenskrise.
Warum ist es vorerst die letzte Synodalversammlung?
Der Synodale Weg war laut Satzung ursprünglich auf zwei Jahre ausgelegt, um Reformvorhaben in vier Bereichen in Gang zu setzen: Macht- und Gewaltenteilung in der Kirche, Sexualmoral, die Rolle von Frauen in der Kirche und der Pflichtzölibat für Priester. Wegen der Corona-Pandemie wurde der Weg verlängert und statt vier gab es wegen der Menge der Reformvorschläge fünf Synodalversammlungen. Bei der letzten beraten 223 Delegierte, darunter 67 Bischöfe, Kleriker, Kirchenmitarbeiter und Ehrenamtliche über zehn Texte.
Welche Texte werden besprochen?
Von den zehn Reformtexten, über die abgestimmt werden soll, werden neun in zweiter Lesung beraten. Ein Text, bei dem es um Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen in der Kirche geht, wird zur ersten Lesung eingebracht. Unter den Texten sind Reformvorschläge zur Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren, zum Umgang mit queeren Personen, zur Zulassung von Frauen für Predigten in der Messfeier und zu mehr Beteiligung von Laien an Entscheidungen in Bistümern.
Wann ist ein Text angenommen?
Texte gelten laut Satzung als beschlossen, wenn sie in zweiter Lesung eine doppelte Zwei-Drittel-Mehrheit erhalten: Sowohl zwei Drittel der Delegierten als auch zwei Drittel der Bischöfe müssen zustimmen. Auf der vierten Synodalversammlung scheiterte ein Text an der Sperrminorität der Bischöfe, was Empörung auslöste, weil einige Bischöfe in der vorangegangenen Aussprache ihre Zweifel nicht klar benannt hatten.
Synodaler Weg: Die 5. Vollversammlung startet am Donnerstag. pic.twitter.com/cJRNx9CJek
— DOMRADIO.DE (@domradio) March 8, 2023
Was passiert mit Texten, die nicht angenommen werden?
Der Text zu Grundlinien einer erneuerten Sexualmoral fiel zwar durch, wurde aber von einigen Bischöfen, darunter dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, dennoch in ihre Bistümer eingebracht. Bätzing versprach zudem, die zentralen Reformanliegen in den weltweiten synodalen Prozess, den Papst Franziskus angeregt hatte, hineinzutragen. Ähnlich könnte auch mit anderen gescheiterten Reformvorschlägen verfahren werden. Es sei davon auszugehen, dass nicht alle Texte positiv beschieden würden, sagte Bätzing in der vorigen Woche.
Wie geht es mit den Reformvorschlägen weiter?
Einige Reformen, die etwa eine stärkere Beteiligung von Laien in der Leitung der Bistümer vorsehen, können vom jeweiligen Ortsbischof umgesetzt werden. So ist es möglich, Laien in Zukunft am Prozess der Bischofswahl zu beteiligen. Andere Reformvorschläge, wie Diakonat und Priestertum von Frauen, müssen in Rom entschieden werden. Die Münsteraner Theologin Dorothea Sattler, die federführend an den Reformtexten zur Gleichstellung von Frauen mitgewirkt hat, stellt sich auf langfristige Diskussionsprozesse in der Weltkirche ein, für die eine Lebensspanne möglicherweise nicht ausreiche. Aber der Synodale Weg habe gezeigt, dass man über die Anliegen, etwa Frauen an Ämtern zu beteiligen, nicht mehr hinweggehen könne.
Wie geht es nach der letzten Synodalversammlung weiter?
Kernstück der Reformen ist die Idee eines sogenannten Synodalen Rats, ein ständiges nationales Gremium, in dem Bischöfe und Laien künftig gemeinsam über die Zukunft der Kirche entscheiden. Der Vatikan verbot ein solches Gremium im Januar, die Reformer wollen jedoch an ihrem Vorhaben festhalten. Ein Synodaler Ausschuss soll Satzung und Geschäftsordnung erarbeiten, bis in drei Jahren die Synodalversammlung erneut zusammentritt, um die Umsetzung der Reformanliegen zu evaluieren. Auf weltweiter Ebene startet im Herbst die Bischofssynode, auf der auch über Reformen beraten werden soll.