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SWR setzt auf Unterhaltung und Information

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss neben Information und Orientierung auch Unterhaltung bieten, sagt SWR-Intendant Kai Gniffke. Ein Doku-Drama über Stammheim und die RAF ist Programmhighlight 2025.

SWR-Intendant Kai Gniffke hat die Bedeutung öffentlich-rechtlicher Unterhaltung für die Gesellschaft betont. “Es ist unsere Pflicht, alle Menschen zu versorgen. Unsere Zielgruppe heißt: Alle”, sagte Gniffke am Donnerstag beim Jahrespressegesprächs des Senders. Dabei gehe es um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk allgemein, aber ausdrücklich auch um das Unterhaltungsbedürfnis der Menschen.

Sein Haus könne sich hier über eine hohe Akzeptanz freuen. “Die Menschen im Südwesten sagen zu mehr als drei Vierteln, wir vertrauen dem SWR”, so Gniffke, der aktuell auch stellvertretender ARD-Vorsitzender ist. Gerade in Umbruchzeiten suchten die Menschen nach Informationen, Orientierung, aber auch Unterhaltung. “Das liefern wir. Der SWR ist auch bei euch, wenn ihr mal die Füße hochlegen wollt”, sagte Gniffke.

Mit Blick auf junge Menschen müsse der öffentlich-rechtliche Rundfunk “Inhalte anbieten, die für sie relevant sind”. Konkret nannte Gniffke als Beispiel die SWR-Produktion “30 Tage Lust”, die das Thema Sexualität fiktional erzählt und es dabei respektvoll und zeitgemäß aufbereitet habe. Der SWR sei auch stolz, für die ARD Federführer beim gemeinsam mit dem ZDF veranstalteten jungen Angebot funk zu sein.

Die neue SWR-Chefredakteurin Franziska Roth betonte “unvoreingenommene und offen recherchierte Inhalte” seien das Rückgrat des öffentlich-rechtlichen Journalismus . “Das ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr, hier haben wir eine besondere Verantwortung”, so Roth. Es sei dabei auch Aufgabe von Journalismus, Menschen dazu zu befähigen, Wahres von Falschem zu unterscheiden. “Wir sind in Zukunft weniger Sender, sondern eher Vermittler von Informationen – und müssen auch Möglichkeiten schaffen, dass sich die Menschen darüber austauschen können”, sagte Roth, die zuletzt in der Intendanz des Senders und für den ARD-Vorsitz gearbeitet hatte, der 2023 und 2024 beim SWR lag.

Als ein Programmhighlight stellte der SWR das Dokudrama “Stammheim” vor, das die Lebenswelt der ersten RAF-Generation um Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Jan-Carl Raspe und Ulrike Meinhof im siebten Stock der JVA Stammheim während des Prozesses im Jahr 1975 zeigt. Gedreht wurde am Originalschauplatz, das Stück soll am 19. Mai zum 50. Jahrestag des Prozessbeginns im Ersten und in der ARD-Mediathek laufen.

Im Dokudrama nach dem Drehbuch von Stefan Aust und Niki Stein, spielen Lilith Stangenberg (Gudrun Ensslin), Henning Flüsloh (Andreas Baader), Tatiana Nekrasov (Ulrike Meinhof) sowie Rafael Stachowiak (Jan-Carl Raspe) die vier Hauptinhaftierten. In weiteren Rollen sind nach Angaben des Senders unter anderem Moritz Führmann als Horst Bubeck, Heino Ferch als BKA-Beamter Alfred Klaus und Hans-Jochen Wagner als Vorsitzender des ab 1977 tagenden RAF- Untersuchungsausschusses des Bundestags zu sehen.

SWR-Programmdirektor Clemens Bratzler unterstrich dabei die Bezüge der Ereignisse vor 50 Jahren zur heutigen Zeit. Auch damals habe es Verschwörungstheorien, alternative Fakten und Desinformation gegeben, so Bratzler: “Nicht auszudenken, wenn dieser Prozess in Zeiten von Social Media stattgefunden hätte.”

Der SWR will auch die Zusammenarbeit mit dem Regisseur und Autor Daniel Harrich fortsetzen. Der für seine investigativen Thriller und Dokumentationen bekannte Filmemacher dreht derzeit zum Thema CO2-Zertifikate und Aufforstung. “Das klingt erstmal nicht sexy, ist aber hochspannend”, so Bratzler: “Und so etwas machen nur wir, dass machen nicht Netflix oder Disney Plus.”