Frauen in Deutschland investieren laut einer Studie nach der Geburt ihres Kindes deutlich weniger in ihre berufliche Weiterbildung als Männer. Während die Teilnahme an beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen bei Vätern nur um 4 Prozentpunkte sank, ging die Teilnahmequote bei Müttern um 16 Prozentpunkte zurück, teilte das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) in Bamberg am Donnerstag mit. Außerdem erreichte sie das ursprüngliche Niveau erst später wieder als bei den Männern. Die Soziologin Gundula Zoch (Universität Oldenburg und LIfBi) wertete für ihre Studie die Daten von 15.747 Männern und 15.110 Frauen zwischen 2008 und 2020 aus, die regelmäßig im Rahmen des Nationalen Bildungspanels in Deutschland (NEPS) zu ihrer Bildungsbiografie befragt werden.
Zunächst rückte die berufliche Weiterbildung für beide Elternteile in den Hintergrund, hieß es weiter. Während Väter ihre Weiterbildungsaktivitäten jedoch nur vorübergehend einschränkten, insbesondere während der – meist kurzen – Elternzeit, verzichteten Mütter langfristiger auf Fortbildungen zum lebenslangen Lernen. Ausschlaggebend ist für Mütter den Angaben zufolge, dass sie mit einer verringerten Arbeitszeit in den Beruf zurückkehren und langfristig stärker durch die Kinderbetreuung belastet sind. Diese Faktoren scheinen die Bereitschaft und die Möglichkeiten zu reduzieren, in berufliche Weiterbildungsmaßnahmen zu investieren. Das könne sich langfristig nicht nur negativ auf Beförderungschancen, sondern auch auf die Beschäftigungssicherheit auswirken, sagte Zoch.
In einer weiteren Studie untersuchte die Soziologin den Einfluss des Kitaausbaus auf das Weiterbildungsverhalten von Müttern. Die Ergebnisse zeigten, dass ein besseres Angebot an Betreuungsplätzen die negativen Auswirkungen der Geburt auf die Teilnahme von Müttern an beruflicher Weiterbildung verringerte. Dies verdeutliche, „wie wichtig der flächendeckende Ausbau von frühkindlichen Betreuungsangeboten von guter Qualität ist, um die geschlechtsspezifischen Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt zu verringern“, sagte Zoch.
Das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) in Bamberg untersucht Bildungsprozesse von der Geburt bis ins hohe Erwachsenenalter. Kern des Instituts ist das Nationale Bildungspanel (NEPS), das am LIfBi beheimatet ist und die Expertise eines deutschlandweiten, interdisziplinären Exzellenznetzwerks vereint. (00/2984/14.09.2023)