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Studie: Sprache und Elternbildung wichtiger als Migrationsstatus

Welche Chancen haben Kinder mit Migrationshintergrund im deutschen Bildungssystem? Das untersucht der Bildungsmonitor der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft genauer. Daraus ergibt sich eine klare Empfehlung.

Fehlende Deutschkenntnisse und eine geringe Bildung der Eltern haben laut einer aktuellen Studie mehr Einfluss auf den Bildungserfolg der Kinder als ein etwaiger Migrationshintergrund. Nicht Zuwanderung verschärfe das Problem im Bildungsbereich, sondern “die unzureichende Integration der Kinder bildungsferner Familien”, sagte der Geschäftsführer der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, Thorsten Alsleben, am Dienstag in Berlin anlässlich der Vorstellung des diesjährigen Bildungsmonitors der Initiative.

Erste Ergebnisse daraus zum Vergleich der Bundesländer – mit Sachsen als Spitzenreiter – waren bereits vergangene Woche veröffentlicht worden. Die Analyse wurde vom Institut der deutschen Wirtschaft im Auftrag der Initiative erarbeitet.

Demnach weisen 15-Jährige mit Migrationshintergrund im Durchschnitt geringere Kompetenzen im Lesen, in Mathematik und in den Naturwissenschaften auf. Die Studie zeige, dass Kinder dann schlechter abschnitten, wenn die Eltern gering qualifiziert seien, wenn zu Hause wenig Bücher vorhanden seien und wenn im Elternhaus nicht Deutsch gesprochen werde. Der Migrationsstatus an sich ziehe dagegen keine deutlichen Auswirkungen nach sich.

Die Studienautoren sprechen sich vor allem dafür aus, die Sprachförderung bereits vor der Grundschule anzugehen. Gemeinsam fordern die Initiative und die Forscher, Kinder mit Sprachdefiziten bundesweit bereits im Alter von vier Jahren durch verpflichtende Tests zu identifizieren. Mit einer anschließenden Pflicht zum Besuch eines Kindergartens könnten Defizite bis zur Einschulung aufgeholt werden.

Der aktuelle Trend sei besorgniserregend: So sei der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund im Alter zwischen drei und sechs Jahren, die in einer Kita betreut werden, von 85 Prozent im Jahr 2013 auf nur noch 78 Prozent im Jahr 2022 gesunken. Bei Kindern ohne Migrationshintergrund sei der Anteil im selben Zeitraum hingegen von 98 auf 100 Prozent gestiegen.

Zudem fordert Geschäftsführer Alsleben eine Ausweitung des zum neuen Schuljahr gestarteten sogenannten Startchancenprogramms für Schüler an besonders benachteiligten Schulen. Die bundesweite Förderung solle von 10 auf 40 Prozent der Schulen ausgeweitet werden. Andernfalls erreiche man lediglich einen zu kleinen Anteil an Kindern und trage die Probleme immer weiter in die Zukunft.