Spinnen können mit ihren Beinen riechen. Eine internationale Studie hat nachgewiesen, dass Spinnenmännchen haarähnliche Sinnesorgane (Sensillen) nutzen, um Duftstoffe zu erkennen, hieß es von der Universität Greifswald. An allen Beinen der Wespenspinne (Argiope bruennichi) gebe es Tausende Sensillen, mit denen die männliche Spinnen die Sexuallockstoffe der Weibchen wahrnehmen könnten. Bei einer vergleichenden Untersuchung von 19 Spinnenarten wurden diese Sinnesorgane bei den meisten, aber nicht bei allen Arten gefunden. „Dies deutet darauf hin, dass die Geruchswahrnehmung mit Sensillen nicht das Grundmuster bei allen Spinnen ist“, sagte Arbeitsgruppenleiterin Gabriele Uhl dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Die Wespenspinne ist eine der wenigen Spinnenarten, bei der die Duftstoffe bekannt sind, die Weibchen produzieren, um Männchen anzulocken. „Wir brauchten eine 50.000-fache Vergrößerung, um die Poren erkennen zu können“, sagte die Direktorin des Zoologischen Instituts und Museums an der Uni Greifswald. Die Poren liegen in der Wand der Sinneshaare. Ähnlich wie bei Insekten seien diese Haare innen mit einer wässrigen Flüssigkeit (Lymphe) gefüllt, die wiederum Fortsätze von Nervenzellen enthalten. Untersuchungen an der schwedischen Universität Lund zeigten, dass diese auf den artspezifischen Sexuallockstoff der Weibchen reagieren.
Der Geruchssinn sei für das Überleben und den Fortpflanzungserfolg von Tieren von zentraler Bedeutung. Er helfe ihnen zum Beispiel, Beute- oder Raubtiere zu erkennen oder Paarungspartner aufzuspüren. „Über den Geruchssinn der Spinnen ist bisher nur wenig bekannt“, sagte Uhl. Als nächstes Projekt wollen die Forschenden die Bedeutung des Geruchssinns bei Spinnengruppen vergleichen, bei denen solche Porensensillen vorkommen oder nicht. Auch die Unterschiede und molekulare Ausstattung des Geruchssinns zwischen Insekten und Spinnen sollen erforscht werden.
Die Ergebnisse der Studie wurden im Januar in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlicht.