Salzwassereinströme unterscheiden sich in ihrer Art und damit auch in ihrem Einfluss auf die Sauerstoffversorgung der Ostsee. Wie die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) am Donnerstag mitteilte, wiesen Forschende der CAU erstmals nach, dass es zwei verschiedene Arten solcher Einströme aus der Nordsee in die Ostsee gibt. Große Salzwassereinströme transportieren sauerstoffreiches Wasser in die tieferen Wasserschichten der Ostsee und wirken Sauerstoffarmut entgegen. Sauerstoffmangel bedroht das ökologische Gleichgewicht in der Ostsee, das durch den Klimawandel zunehmend unter Druck gerät. Die neue Studie ist in der Fachzeitschrift „Nature Communications Earth & Environment“ veröffentlicht worden.
Beim ersten Cluster sorgt laut CAU zunächst ein ausgeprägtes Hochdruckgebiet dafür, dass große Wassermengen aus der Ostsee herausgedrückt werden. Setzten dann moderate Westwinde ein, werde das zuvor verdrängte Wasser wieder zurück in die Ostsee transportiert. Die verhältnismäßig schwachen Westwinde veränderten kaum die typische Schichtung im Kattegat – salzhaltiges Nordseewasser bleibe stabil unter einer Schicht aus süßem Ostseewasser erhalten.
Beim zweiten Cluster, der mit einem schwächeren Hochdruckeinfluss über der zentralen Ostsee beginne, gefolgt von kräftigen bis stürmischen Westwinden, verdränge der vorangehende Ostwind weniger Wasser, wodurch sich eine schwächere Schichtung ausbilde. Die nachfolgenden Westwinde seien deutlich stärker – das fördere eine intensivere Durchmischung von Nordsee- und Ostseewasser. Dadurch gelange letztlich mehr salz- und sauerstoffreiches Wasser atlantischen Ursprungs in die tiefen Becken der Ostsee.
Entscheidend für die Sauerstoffverteilung sei dabei vor allem der Salzgehalt des einströmenden Wassers: Er bestimme, in welche Tiefenschichten der Ostsee der Sauerstoff tatsächlich vordringen kann. Der Einfluss des Nordseewassers sei damit essenziell für das ökologische Gleichgewicht der Ostsee. Es stamme aus dem Atlantik, sei dichter, salzhaltiger und sauerstoffreicher – Eigenschaften, die es befähigten, auch die tiefen Schichten der Ostsee zu erreichen und dort das sauerstoffarme Wasser zu erneuern.
„Die von uns angewandten Methoden und gewonnenen Erkenntnisse lassen sich auch auf viele andere Küsten- und Randmeere weltweit übertragen“, sagte Erstautorin Ulrike Löptien. Gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels, der nicht nur die Temperaturen steigen lasse, sondern auch Wetterlagen und Strömungssysteme verändere, sei ein tieferes Verständnis dieser Prozesse „von entscheidender Bedeutung“.