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Studie: Mehr Treibhausgase durch Viehhaltung als durch Autos

Klimawandeltreiber Ernährungsindustrie? Laut einer neuen Studie produzieren Milch- und Schlachtwirtschaft mehr Treibhausgase im Jahr als der Autoverkehr in Deutschland.

Milch- und Fleischindustrie in Deutschland verursachen laut einer aktuellen Studie mehr klimaschädliche Treibhausgase als der gesamte PKW-Verkehr. So hätten die jeweils zehn größten Konzerne der beiden Landwirtschaftsbranchen 2022 über 130 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente produziert, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie der Umweltorganisation German Watch. Das seien etwa anderthalb mal so viel, wie im selben Zeitraum durch PKW im Land zusammenkamen (89,5 Millionen Tonnen).

Die Forscher haben dabei den Angaben zufolge die Emissionen je Kilogram Schlachtgewicht der jeweiligen Tiere (Schweine, Rinder, Hühner) bzw. je Kilogram Rohmilch berechnet. Zudem seien die sogenannten Opportunitätskosten der Produktion miteinbezogen worden. Damit ist die entgangene Kohlenstoff-Speicherung gemeint, die sich bei der Umnutzung von Flächen mit natürlicher Vegetation für den Futtermittelanbau einstellt, wodurch deren positiver Effekt auf das Klima ins Gegenteil verkehrt wird. Ein Beispiel dafür seien Moore: Eigentlich wichtige Kohlenstoffspeicher, trügen sie durch ihre Trockenlegung und landwirtschaftliche Nutzung nicht mehr zur Senkung der CO2-Emissionen bei, sondern seien vielmehr eine zusätzliche Kohlenstoffquelle.

Die Studie führt dagegen Möglichkeiten zur Einsparung von Emissionen auf. Diese ließen sich neben einem besseren Bodenschutz und einer Wiedervernässung der Moore vor allem durch eine eingeschränkte Tierhaltung – und letztlich auch weniger Konsum tierischer Produkte umsetzen. Laut Berechnung von German Watch ließen sich über 21 Millionen Tonnen bei den Schlachtbetrieben bzw. knapp 16,5 Millionen Tonnen bei den Molkereien einsparen, wenn sie verstärkt pflanzliche Produkte herstellen würden.

“Die Unternehmen stehen in der Verantwortung, in fairer Partnerschaft mit den Landwirtinnen und Landwirten zukunftsweisende Geschäftsmodelle zu entwickeln, die deutliche Verringerung der Tierzahlen und damit der Emissionen ermöglichen”, erklärte Studienautor Konstantinos Tsilimekis. Die Umweltorganisation kritisiert zudem, dass die klimabezogenen Angaben, die die Konzerne selbst abgeben, unzureichend seien.