Artikel teilen:

Studie: Keine systematische Gewalt im AWO-Kinderkurheim “Stauffenhof”

Auch im Kinderkurheim „Stauffenhof“ der Arbeiterwohlfahrt (AWO) im heutigen Bad Reichenhaller Ortsteil Nonn kam es in den ersten Nachkriegsjahren vereinzelt zu pädagogisch problematischen Praktiken. Zu diesem Schluss kommt eine fast 100-seitige wissenschaftliche Studie der beiden von der AWO beauftragten Historiker Johannes Lang und Hermann Rumschöttel, die am Dienstag in München veröffentlicht wurde. Die Betrachtung der Einzelfälle lasse „nicht den Schluss zu“, dass es in dem Kinderkurheim „systematische Gewalt aus niederen Beweggründen gegen Kinder gegeben habe“.

Gleichwohl habe es für Kinder im „Stauffenhof“ der AWO auch unschöne oder gar traumatische Erlebnisse gegeben. Der bayerische AWO-Co-Landesvorsitzende Stefan Wolfshörndl sagte, die nach dreijähriger Arbeit vorliegende Studie der Historiker verstehe sich „als vorläufiger Arbeitsbericht“. Die „schwierige Quellenlage“ erlaube „nicht mehr als eine nach bestem Wissen und Gewissen angefertigte Skizze, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann“. Im „Stauffenhof“ sei es vereinzelt zu Praktiken gekommen, die in der damaligen Pädagogik zwar üblich waren, „aus heutiger Perspektive jedoch als problematisch anzusehen sind“.

Der AWO-Co-Landesvorsitzende bedauerte ausdrücklich, dass Kinder in einem Heim des Sozialverbandes negative Erfahrungen machen mussten – eigentlich sollten sie dort nach den teils schlimmen Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges „kuren und entsprechend einfühlsam versorgt werden“. Wolfshörndl verurteilte daher das Vorgehen einzelner ehemaliger Mitarbeitenden ausdrücklich. Die AWO regte weitere Forschungen an, um ein umfassendes Bild über die Kinderkurheime in Bayern ab 1945 zu erlangen. Dies sollte der Freistaat anstoßen, analog zur Studie des nordrhein-westfälischen Sozialministeriums aus dem Jahr 2022. (00/3653/19.11.2024)