Immer mehr der rund 1,1 Millionen nach Deutschland geflohenen Ukrainerinnen und Ukrainer sind einer neuen Studie in den deutschen Arbeitsmarkt integriert. Doch ihre Job-Potenziale könnten “noch besser genutzt werden”, betonen die Autoren einer in Wiesbaden veröffentlichten Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB).
Zum Stichpunkt der Untersuchung im Frühjahr 2024 waren demnach etwa 30 Prozent der Ukrainer erwerbstätig – doppelt so viele wie im Sommer 2022 (16 Prozent). Weitere 30 Prozent der Befragten hätten angegeben, derzeit eine Arbeit zu suchen.
Ukrainer: Integration in den Arbeitsmarkt gelingt “besser als bei anderen geflüchteten Gruppen”
Studien-Mitautor Andreas Ette sagte in einer Pressekonferenz: “Die Erwerbstätigenquote schutzsuchender Ukrainerinnen und Ukrainer ist kontinuierlich angestiegen – und schneller als in prognostizierten Szenarien erwartet.” Ihre Integration in den deutschen Arbeitsmarkt gelinge “besser als bei anderen geflüchteten Gruppen”.
Dies liege an dem “überdurchschnittlich hohen Bildungs- und Qualifikationsniveau” der geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer, ihrem erleichterten Zugang zum Arbeits- und Wohnungsmarkt sowie den “schnellen Fortschritten beim Erlernen der deutschen Sprache auch dank der großen Zahl verfügbarer Integrations- und Sprachkurse”.
72 Prozent der Ukraine-Flüchtlinge sind Akademiker
Als Hindernisse, Arbeit zu bekommen, nannte Instituts-Direktorin Katharina Spieß langwierige Anerkennungsverfahren für in der Ukraine erworbene Berufsabschlüsse. Dabei seien 72 Prozent der nach Deutschland gekommenen Ukraine-Flüchtlinge Akademiker – wobei die Abschlüsse nicht immer vergleichbar seien. Doch in Deutschland befinde sich eine “Auswahl von besonders hochgebildeten Ukrainern und Ukrainerinnen”, sagte Spieß.
Sie verwies zudem auf den hohen Frauenanteil der aus der Ukraine Geflüchteten im erwerbsfähigen Alter: “85 Prozent derjenigen, die zu uns gekommen sind, sind Frauen”, sagte Spieß. Viele von ihnen seien ohne Partner nach Deutschland gekommen, häufig mit minderjährigen Kindern.
Die meisten ukrainischen Schutzsuchenden besuchen Sprachkurs
Die meisten ukrainischen Schutzsuchenden, die derzeit nicht aktiv nach einer Arbeitsstelle suchen, hätten als Grund dafür angegeben, “gegenwärtig einen Sprachkurs zu besuchen oder noch keine ausreichenden Deutschkenntnisse zu besitzen”. Die Erwerbstätigenquote von Müttern mit kleinen Kindern liege gegenwärtig bei 22 Prozent, bei Müttern schulpflichtiger Kinder seien es 32 Prozent.
Etwa 50 Prozent der ukrainischen Schutzsuchenden verfügen laut der Studie über Berufserfahrungen in “Engpassberufen” – also Jobs, in denen einen Mangel an Fachkräften besteht. Dazu gehören vor allem Pflege- und Gesundheitsberufe sowie das Handwerk. Dennoch würden diese Potenziale der Schutzsuchenden noch nicht ausreichend genutzt, da bisher nur ein geringerer Teil in diesen Berufen tätig sei. “Hohe Sprachanforderungen oder komplizierte Anerkennungsverfahren für ausländische Berufsabschlüsse erschweren den Einstieg in den Job”, betonte Ette. Besser als in Gesundheitsberufen gelinge die Vermittlung etwa im Bereich der Informationstechnik.