Frauen, die mit einem gewalttätigen Partner zusammenleben und schwanger werden, treiben laut einer Untersuchung häufiger ab. Von Beratungsstellen erhalten Betroffene demnach schneller ungebetene Ratschläge.
Das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft ist bei Frauen mit einem gewalttätigen Partner laut einer Studie deutlich höher als bei anderen Frauen. Zudem sei das Risiko, das Frauen in einer solchen Beziehung abtreiben, drei Mal so hoch wie bei anderen Partnerschaften, heißt es in einer am Mittwoch vorgestellten Studie der Hochschule Nordhausen in Thüringen. Betroffene Frauen entscheiden sich demnach häufiger, ihren Partner nicht über die Schwangerschaft zu informieren. Zudem hätten psychische und körperliche Gewalt negative Einflüsse auf die Schwangerschaft.
Bei der Studie handelt es sich um eine Teilstudie der sogenannten Elsa-Studie, die den Blick auf Partnerschaftsgewalt und Schwangerschaft richtet. Der frühere Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte eine Studie in Auftrag gegeben, die ursprünglich die psychologischen Folgen von Abtreibungen in den Blick nehmen sollte. Nach Kritik auch aus der Wissenschaft wurde der Ansatz für die Studie verändert und erweitert. Untersucht wurde dann vor allem die Versorgungslage von ungewollt schwangeren Frauen. Elsa steht für “Erfahrungen und Lebenslagen ungewollt Schwangerer – Angebote der Beratung und Versorgung”. Die Studie lief vier Jahre, von 2020 bis 2024. Vorgestellt wurden bislang erste Teil-Ergebnisse, offiziell wird die gesamte Untersuchung im Oktober veröffentlicht.
Bei der Elsa-Studie beziehen sich Autoren und Autorinnen auf die Ergebnisse von Online-Befragungen. Sie werteten Daten von 3.391 gewollt eingetretenen und ausgetragenen Schwangerschaften sowie 572 ungewollt eingetretenen und ausgetragenen Schwangerschaften aus. Daneben gab es eine nicht-repräsentative Zusatzstichprobe von 608 Frauen mit ungewollt eingetretenen und abgebrochenen Schwangerschaften. Die rund 1.000 Seiten umfassende Untersuchung wurde im vergangenen Herbst dem Bundesgesundheitsministerium übergeben.
Laut der Teilstudie berichteten von Gewalt betroffene Frauen, dass medizinisches Personal sie weniger respektvoll behandele als andere Frauen. Zudem erhielten sie oft ungebetene Ratschläge – wie etwa das Kind für eine Adoption freizugeben. Das Forschungsteam betonte, für Beratungsstellen und medizinische Dienste seien Frauen in einer Gewaltbeziehung eine schwer zu erreichende Zielgruppe. Es sei wichtig, das Thema Gewalt in Gesprächen sensibel anzusprechen und keine Schuldvorwürfe auszusprechen. Beratungsstellen und medizinische Dienste müssten eng zusammenarbeiten.