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Studie: Hausarbeit bleibt Frauensache – Junge Leute eher einsam

Schon wieder Ende Februar: Viele Menschen kennen das Gefühl, dass die Zeit wie im Flug vergeht. Wie die Zeit tatsächlich verbracht wird, haben Statistiker untersucht. Dabei kommen bleibende Schwierigkeiten zutage.

Frauen leisten weiterhin mehr unbezahlte Arbeit als Männer: Im Jahr 2022 waren es wöchentlich rund neun Stunden mehr, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Berlin mitteilte. Dies entspreche täglich einer Stunde und 17 Minuten. Seit der vorigen Erhebung 2012/13 habe sich der sogenannte Gender Care Gap verkleinert – die Lücke sei jedoch weiterhin “beträchtlich”, sagte die Präsidentin des Bundesamts, Ruth Brand. Unbezahlte Arbeit setzt sich laut Destatis aus “Sorgearbeit” in der Haushaltsführung, Kinderbetreuung und der Pflege von Angehörigen, aber auch aus freiwilligem und ehrenamtlichem Engagement sowie der Unterstützung haushaltsfremder Personen zusammen.

Der “Gender Care Gap” lag damit bei 43,8 Prozent – im Vergleich zu 52,4 vor gut zehn Jahren. Allerdings habe sich die Rollenverteilung kaum verändert, wie es in der “Zeitverwendungserhebung” weiter heißt: Fast die Hälfte der unbezahlten Arbeit von Frauen besteht demnach aus klassischer Hausarbeit wie Kochen, Putzen oder Wäsche waschen. Sie wendeten dafür über 13 Stunden pro Woche oder zwei Stunden pro Tag auf; bei Männern ist es halb so viel Zeit.

Für Frauen bedeute diese Entwicklung vielfach “ein geringeres Gehalt, weniger berufliche Chancen und eine prekäre Alterssicherung”, mahnte Bundesfamilienministerin Lisa Paus (SPD). Ihr sei es ein wichtiges Anliegen, dass unbezahlte Sorgearbeit fair aufgeteilt werde. Dafür brauche es eine gute Infrastruktur für die Kinderbetreuung und mehr Fachkräfte. Eine von vier erwerbstätigen Müttern gab in der Erhebung an, dass sie gern mehr Zeit für Beruf und Karriere hätte, einer von vier erwerbstätigen Vätern würde hingegen gern weniger Zeit im Job verbringen und sich lieber anderen Dingen widmen.

Die Struktur des durchschnittlichen Tagesablaufs habe sich im Vergleich zur vergangenen Erhebung insgesamt kaum verändert, sagte Brand. Allerdings würden im Schnitt 18 Minuten weniger am Tag für Erwerbsarbeit genutzt; dies sei sehr viel. Diese Veränderung gehe vermutlich auf weniger Wegezeit zurück, da Menschen verstärkt im Home Office arbeiteten.

Erstmals wurde nach Einsamkeit gefragt: Jede sechste Person ab zehn Jahren fühlt sich oft einsam, wie es hieß. Besonders stark betroffen seien junge Erwachsene zwischen 18 und 29 Jahren; von ihnen fühlen sich 23,6 Prozent oft einsam. Eine mögliche Erklärung sei, dass die Corona-Jahre 2020/21 besonders bei jüngeren Menschen ihre Spuren hinterlassen hätten, sagte Kristina Kott, Leiterin des Referats “Freiwillige Haushaltserhebungen”. Am seltensten fühlten sich Männer über 65 Jahren einsam. Kott wies allerdings darauf hin, dass Bewohnerinnen und Bewohner von Seniorenheimen nicht befragt wurden und dass Hochbetagte in der Stichprobe unterrepräsentiert seien.

Für die Auswertung haben rund 10.000 Haushalte mit 20.000 Personen ab zehn Jahren auf freiwilliger Basis ihre verbrachte Zeit protokolliert. Erfasst wurden drei vorgegebene Tage, davon zwei Wochentage und ein Tag am Wochenende, jeweils in Zehn-Minuten-Schritten. Es handelt sich um die vierte Zeitverwendungserhebung; die erste war 1991/92.