Gut jedem dritten Kind zwischen ein und acht Jahren wird selten oder nie vorgelesen: Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Vorlesemonitor, den die Stiftung Lesen, die Deutsche Bahn Stiftung und die Zeit vorgestellt haben. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesbildungsministerium, Jens Brandenburg, sprach von “dramatischen Zahlen”.
Als “besonders verheerend” bezeichnete Brandenburg einen Zusammenhang zwischen der Lesekompetenz und der sozialen Herkunft: Laut Vorlesemonitor lesen vor allem Eltern mit formal niedriger Bildung selten oder nie vor – dies betrifft Eltern mit und ohne Zuwanderungsgeschichte gleichermaßen.
Vorlese-Erfahrungen werden weiter gegeben
Befragt wurden den Angaben zufolge 833 Elternteile von Kindern zwischen einem und acht Jahren. 63,4 Prozent lesen demnach regelmäßig vor; 12,8 Prozent täglich, 10,9 Prozent sogar mehrmals am Tag. Auch gebe es im Vergleich zum Vorjahr weniger Eltern von Kindern im Grundschulalter, die gar nicht vorlesen: Gaben dies im Vorjahr noch 11 Prozent der Eltern von Fünfjährigen und 22 Prozent von Sechsjährigen an, waren es in diesem Jahr nur noch acht beziehungsweise zwölf Prozent, wie es hieß.
Dabei lesen diejenigen Eltern ihren Kinder häufiger vor, denen früher selbst vorgelesen wurde. Dieser Faktor überspringe mitunter auch die “Bildungsbarriere”, sagte die Leiterin des Instituts für Lese- und Medienförderung der Stiftung Lesen, Simone Ehmig: Eigene Vorlese-Erfahrung erhöhe auch bei formal niedrig gebildeten Eltern die Wahrscheinlichkeit, dass sie selbst vorlesen.
Appell Kinderbücher zu verschenken
Mit dem Vorlesen würden schon im Kleinkindalter “wesentliche Grundsteine” gelegt, sagte Brandenburg. Es fördere nicht nur die sprachliche Entwicklung, sondern erleichtere auch den Zugang zum späteren eigenen Lesen. Ehmig wies zudem auf sozio-emotionale Kompetenzen hin: So lernten Kinder, denen vorgelesen werde, frühzeitig, sich in andere hineinzuversetzen und empathisch zu handeln.