Der vom Land Bremen initiierte Aktionsplan zur Armutsbekämpfung für Alleinerziehende läuft laut einer Studie der Bremer Arbeitnehmerkammer ins Leere. In Bremen sei fast jeder vierte Familienhaushalt alleinerziehend, sagte der Hauptgeschäftsführer der Kammer, Peer Rosenthal, am Freitag. Trotz ihrer hohen Erwerbsbeteiligung lebten viele Alleinerziehende mit ihren Kindern in prekären Verhältnissen.
Um die sozioökonomische Lage von Alleinerziehenden zu entschärfen, sei der „Bremer Aktionsplan Alleinerziehende“ zwar ein erster Schritt, aber längst nicht hinreichend, hieß es. Das belege eine aktuelle Studie des Instituts Arbeit und Wirtschaft der Universität Bremen im Auftrag der Arbeitnehmerkammer. Nach der Untersuchung beziehen rund 55 Prozent der Alleinerziehenden – hauptsächlich Mütter – in Bremen Sozialleistungen, zum Teil ergänzend zum Erwerbseinkommen.
Niedrige Löhne und fehlende Unterhaltszahlungen trügen zur Einkommensarmut bei, hieß es. Zudem nähmen viele Alleinerziehende die staatlichen Unterstützungsleistungen nicht in Anspruch. Viele befänden sich in einem „Teufelskreis“, der sich durch die Corona-Pandemie noch verschärft habe.
Auch die Wohnungsnot trifft den Angaben zufolge Alleinerziehende besonders hart. Sie lebten häufig konzentriert in Quartieren mit zu wenig Angeboten zur Kinderbetreuung und wenig Möglichkeiten, soziale Netzwerke aufzubauen. Das schränke ihre Erwerbsfähigkeit nachhaltig ein. Die bestehende Kindertagesbetreuung decke die Bedürfnisse vieler Alleinerziehender nicht ab. Zudem gäben viele Alleinerziehende einen überdurchschnittlich hohen Anteil ihres Einkommens für Mieten aus.
Rosenthal forderte eine stärkere Verzahnung von Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, um die Lage von Alleinerziehenden zu verbessern. Um erfolgreich zu sein, benötige der Aktionsplan eine begleitende soziale und gesundheitliche Unterstützung von Alleinerziehenden.