Im Umgang mit einem Verdachtsfall und Missbrauchsvorwürfen in einem evangelischen Kindergarten in Dülmen (Nordrhein-Westfalen) hat eine unabhängige Studie mangelnde Kommunikation auf mehreren kirchlichen Ebenen bemängelt. Nach Strafanzeigen von Eltern gegen die damalige Kita-Leitung hätten der Kirchenkreis und der Trägerverbund der Kitas die Kommunikation mit den betreffenden Eltern eingestellt, erklärte die mit der Untersuchung beauftragte Unternehmensberatung Deloitte. Zudem hätte das Wohl der Kinder, auch wenn sie nicht mehr in der Kita waren, stärker im Vordergrund stehen müssen.
Mehrere Eltern hatten im Jahr 2012 die Leiterin des Kindergartens angezeigt. Im Raum standen Vorwürfe sexueller Handlungen sowie Vorwürfe, dass die Leitung Kinder geschlagen haben soll. Die Leiterin wurde daraufhin freigestellt und ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die zuständige Staatsanwaltschaft sah jedoch keine hinreichenden Anhaltspunkte für einen tatsächlichen Missbrauch und stellte das Verfahren ein. Daraufhin kehrte die Leiterin wieder in ihren Dienst zurück. Bis in das Jahr 2021 gab es wegen weiterer Anschuldigungen Ermittlungsverfahren, die jedoch alle eingestellt wurden. Im August 2021 hätten sich Kirchenkreis und die Kita-Leitung auf eine Beendigung der Zusammenarbeit geeinigt, hieß es.
Kita in Dülmen: Kirche räumt Fehler ein
Die Superintendentin des Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken, Susanne Falcke, räumte Fehler und Versäumnisse auf mehreren Ebenen der evangelischen Kirche ein. Der Gesprächsfaden sei damals abgerissen, die Fronten zwischen Eltern und den Beteiligten seitens des Kirchenkreises seien verhärtet gewesen. Aus Sorge, die Ermittlungen zu beeinflussen, habe man sich auf den Rat der Polizei und des damaligen Rechtsanwaltes verlassen und bewusst keine weiteren Gespräche gesucht.
Mit der wiederholten Einstellung der Ermittlungsverfahren sei der Fall rechtlich abgeschlossen gewesen, „menschlich und seelsorgerlich aber nicht“, unterstrich die Superintendentin. „Die Türen für Gespräche hätten unsererseits offengehalten werden müssen – unabhängig von polizeilichen Ermittlungen, subjektiven Einschätzungen und sicher gut gemeinten Empfehlungen“, sagte Falcke. Dadurch habe es die Kirche versäumt, den Familien seelsorgerliche Unterstützung anzubieten.
Kirchenkreis will Konsequenzen prüfen
Der Kirchenkreis werde sich mit dem Untersuchungsbericht und den ausgesprochenen Empfehlungen intensiv auseinandersetzen und über notwendige Konsequenzen beraten, erklärte die Superintendentin. Ziel sei es, bestehende Prozesse, Zuständigkeiten und Kontrollmechanismen kritisch zu überprüfen und weiterzuentwickeln.