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Stresemann-Institut zeigt Rolle des Konzerns I.G. Farben in NS-Zeit

Das Gustav-Stresemann-Institut in Bonn präsentiert eine Ausstellung über die Rolle des Chemiekonzerns I.G. Farben in der Zeit des Nationalsozialismus. 80 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 befasse sich die Wanderschau, die vom Fritz-Bauer-Institut in Frankfurt konzipiert wurde, auch mit der Verantwortung und teils fehlenden Aufarbeitung der Zwangsarbeit durch die Wirtschaft nach 1945, teilte das Stresemann-Institut am Mittwoch mit. Die Ausstellung wird in Bonn am 27. Januar mit einem Festakt eröffnet und ist ab dem 28. Januar für die Öffentlichkeit zugänglich.

Unter der Überschrift „Die I.G. Farben und das Konzentrationslager Buna Monowitz. Wirtschaft und Politik im Nationalsozialismus“ gehe es in Bonn bis 27. März um die Rolle des deutschen Chemiekonzerns I.G. Farben bei Errichtung und Betrieb des Konzentrationslagers Auschwitz, teilten die Veranstalter des Stresemann-Instituts mit. Das Gustav-Stresemann-Institut wurde den Angaben nach von Berthold Finkelstein gegründet, dessen Vater führender Chemiker der I.G. Farben in Krefeld-Uerdingen war. Als Jude wurde er von den Nazis in den Tod getrieben. Berthold Finkelstein musste im Werk des Vaters nach dessen Tod dort selbst Zwangsarbeit leisten.

Der Chemiekonzern I.G. Farben ließ den Angaben nach ab 1941 in unmittelbarer Nähe zum Konzentrationslager Auschwitz eine chemische Fabrik zur Produktion von Buna errichten, einem für die Kriegswirtschaft wichtigen synthetischen Kautschuk. Neben deutschen Fachkräften setzte das Unternehmen auf der Großbaustelle Tausende von Häftlingen aus dem KZ Auschwitz sowie Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus ganz Europa ein.

Mit der SS arbeiteten die I.G.-Farben-Manager eng zusammen. Für die ständig steigende Zahl von KZ-Häftlingen errichteten sie 1942 gemeinsam mit der SS das firmeneigene Konzentrationslager Buna-Monowitz. Tausende Häftlinge kamen durch die unmenschlichen Arbeitsbedingungen auf der Baustelle zu Tode oder wurden in den Gaskammern in Auschwitz-Birkenau ermordet, sobald sie nicht mehr arbeitsfähig waren. Im Durchschnitt lebte nur noch etwa drei Monate lang, wer zur Zwangsarbeit nach Buna-Monowitz abkommandiert worden war. Zu den überlebenden Häftlingen zählten Primo Levi, Jean Améry und Elie Wiesel. Informationen zu den Gerichtsverfahren und den Bemühungen der Betroffenen um Entschädigung nach 1945 ergänzen die Ausstellung.