Mit einer Straßenbahnfahrt erinnert die Evangelische Erwachsenenbildung Sachsen-Anhalt am Samstag (9. September) in Magdeburg an den 125. Geburtstag von Lothar Kreyssig (1898-1986). Während der NS-Zeit hatte der Richter öffentlich die NS-Euthanasiemorde angeprangert, wie die Veranstalter mitteilten. Bei der Tramfahrt sollen Orte seines Wirkens angesteuert werden.
Zum Einsatz kommt laut Ankündigung eine Sonderstraßenbahn, auf der ein Porträt Kreyssigs abgebildet ist. Der Präsident des Landeskirchenamtes der mitteldeutschen Kirche, Jan Lemke, soll die Bahn steuern. Während der Fahrt erzählt die Zeitzeugin Roswitha Hinz von persönlichen Begegnungen mit Kreyssig.
Lothar Kreyssig hat sich den Angaben zufolge in der Zeit des Nationalsozialismus als vermutlich einziger deutscher Richter gegen die Euthanasieverbrechen an Behinderten und Kranken gewandt. Er stellte 1940 Strafanzeige wegen Mordes gegen Reichsleiter Philipp Bouhler und verlor daraufhin sein Amt. Zeitweise sei er mit der Deportation in ein Konzentrationslager bedroht gewesen.
Als evangelischer Christ unterstützte Kreyssig früh die Bekennende Kirche, die sich gegen die Vereinnahmung der Kirche durch die Nazis stellte. 1935 leitet er die erste Bekenntnissynode in Sachsen. Nach dem Krieg engagierte er sich unter anderem als Konsistorialpräsident der Kirchenprovinz Sachsen. Dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gehörte er von 1949 bis 1961 an. Kreyssig war zudem einer der Gründer der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste.