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Stetter-Karp bleibt skeptisch bei Reformbeschlüssen in Rom

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, bleibt skeptisch angesichts möglicher Kirchenreformen bei der weltweiten Synode im Herbst im Vatikan. „Ich lese und höre Unkonkretes und viel Reflexion. So, als hätte die katholische Kirche alle Zeit der Welt, um weitere Jahre zu diskutieren“, sagte Stetter-Karp dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Sorge sei groß, dass die Zeit davonlaufe.

Im Oktober endet die 2021 von Papst Franziskus begonnene Weltsynode in Rom. Dann kommen zum zweiten Mal Bischöfe und Laien, darunter auch Frauen, in Rom zu Beratungen zusammen. Allerdings hatte der Vatikan Mitte März angekündigt, zentrale Reformanliegen aus den Beratungen auszugliedern. Darunter auch Reformanliegen, die dem ZdK von Beginn an wichtig waren, wie die Frage des Priesteramts für Frauen, das bislang nur Männern vorbehalten ist.

Gerade bei jungen Menschen sehe sie einen Bruch zwischen ihrer Lebenswirklichkeit und den Dogmen der Kirche, sagte Stetter-Karp. „Der Graben ist so breit geworden, dass es immens schwer ist, nachzuvollziehen, warum Veränderungen immer wieder und wieder verzögert werden.“

Die 68-Jährige kritisierte zudem, dass die Beschäftigung mit sexualisierter Gewalt in der Kirche auf der Weltsynode nicht präsent genug sei. „Insbesondere im Vatikan, aber auch auf der Ebene der Weltsynode sehe ich zu wenig Bereitschaft, den Gründen für den Missbrauch in unserer Kirche und seiner Vertuschung ins Auge zu schauen.“ Für das ZdK sei hingegen zentral dafür zu sorgen, dass sich Strukturen, die Missbrauch begünstigten, änderten.

Die Haltung des Papstes zu Reformen beschrieb Stetter-Karp als ambivalent. Einerseits habe der Vatikan mit ausdrücklicher Billigung des Papstes vor Weihnachten Segnung für gleichgeschlechtliche Paare erlaubt. Aber der Papst rühre eben nicht an den Prinzipien, sagte Stetter-Karp. Das römische Lehramt bleibe in der Bewertung von Homosexualität „betonartig“. „Natürlich sehe ich auch die Konflikte, in denen der Papst steht. Gleichzeitig hat er alle Macht, der Entwicklung der Kirche eine klare Richtung zu geben“, sagte sie.