Personen mit einfachem Schulabschluss in der EU betrachten sich drei Mal häufiger als in Armut lebend als Hochschulabsolventen. Wie das europäische Statistikamt Eurostat in Luxemburg am Montag mitteilte, erklärten 2022 drei von zehn EU-Bürgern (29,5 Prozent) mit kurzer oder gar keiner Schullaufbahn, nur mit Mühe finanziell über die Runden zu kommen; bei Akademikern war es kaum einer von zehn (9,2 Prozent). Die Einstufung als “subjektiv arm” beruht auf der Selbstauskunft, im Unterschied zum Armutsrisiko, das nach nationalen Einkommensdaten berechnet wird.
Von Absolventen eines Gymnasiums oder einer Berufsschule gaben laut Statistik 18 Prozent an, wirtschaftlich eher schlecht dazustehen. In 26 EU-Staaten war die Armutseinschätzung bei Befragten mit niedrigem Bildungsniveau jeweils häufiger als bei solchen mit mittleren und höheren Abschlüssen. Besonders groß war der Abstand zwischen gering und hoch gebildeten Schichten in Bulgarien (47,7 Prozentpunkte), Ungarn (41,5 Prozentpunkte) und der Slowakei (39,5 Prozentpunkte). Einzig in Finnland rechneten sich Personen mit mittlerem Bildungsabschluss etwas häufiger der armen Bevölkerungsschicht zu als solche mit niedrigen Abschlüssen.
Im nationalen Schnitt war Griechenland das Land mit den meisten subjektiv Armen: 68,4 Prozent stuften sich über alle Bildungsklassen hinweg so ein. Deutschland belegte mit 8,3 Prozent den fünftbesten Platz in der EU – nach Luxemburg (5,8 Prozent), Finnland (6,2 Prozent), den Niederlanden (6,8 Prozent) und Schweden (7,2 Prozent).