Das Tübinger Weltethos-Institut hat seinen bisherigen Direktor verabschiedet. Seit Februar leitet ein Wirtschaftsethiker die Einrichtung. Er setzt besonders auf den Dialog zwischen Wirtschaft und sozialer Verantwortung.
In dieser Woche hat das Tübinger Weltethos-Institut seinen bisherigen Direktor Ulrich Hemel offiziell verabschiedet. Seit 1. Februar leitet der Ökonom und Wirtschaftsethiker Nils Goldschmidt die Einrichtung. Hemel verabschiedete sich am Montag mit einem Vortrag zu der Frage: Hat die Weltethos-Idee heute noch das Potenzial, zielführende Antworten zu geben?.
Der neue Direktor, Nils Goldschmidt, ist seit Oktober 2024 Mitglied des Deutschen Ethikrats. Er hat eine Professur für Kontextuale Ökonomik und ökonomische Bildung an der Universität Siegen inne und ist Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft. Anlässlich seiner Ernennung sagte Goldschmidt im Januar laut Mitteilung der Uni Tübingen: “Meine Vision knüpft an ein Verständnis von Weltethos an, das wirtschaftliche Entwicklung und soziale Verantwortung zusammendenkt.” Das Weltethos-Institut biete hierfür einen Ort des Dialogs und der Bildung.
Die Weltethos-Idee strebt einen Konsens in Wertefragen an. Hinter dem Projekt steht die Überzeugung, dass es keinen Frieden zwischen Staaten ohne Frieden zwischen den Religionen gibt. Initiator war der katholische Theologe Hans Küng (1928-2021). 1995 wurde in Tübingen dazu eine Stiftung gegründet, deren Schwerpunkt die Bildungsarbeit in Kindergärten und Schulen ist. Die Stiftung kümmert sich um interreligiösen Dialog und Wertevermittlung. Stiftungschef ist der frühere Tübinger Universitätsrektor Bernd Engler.
Zudem besteht an der Tübinger Uni seit 2012 das Weltethos-Institut. Dessen Ziel ist es, Werteorientierung und Vertrauen in Wirtschaft und Gesellschaft zu fördern. Finanziert werden Stiftung und Institut von der Karl-Schlecht-Stiftung. Die Frage nach einem Weltethos geht auf das Buch “Projekt Weltethos” aus dem Jahr 1990 zurück. Darin befasst sich Küng mit der Frage nach einer alle Menschen und Religionen verbindenden Wertehaltung. In Anlehnung an die Philosophie Immanuel Kants entwickelt Küng die Idee von verbindenden Werten, unverrückbaren Maßstäben und persönlichen Grundhaltungen.