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Stadt Oldenburg prüft NS-Geschichte von Edith Ruß

Die Rolle der Oldenburger Journalistin, Pädagogin und privaten Kunstsammlerin Edith Ruß (1919-1993) im Nationalsozialismus soll näher untersucht werden. Neuere Recherchen und aktuelle Hinweise zeigen, dass Ruß seit 1941 auch Mitglied der NSDAP war, wie die Stadt am Dienstag mitteilte. „Diese neuen Erkenntnisse nehmen wir sehr ernst“, sagte Oberbürgermeister und Kulturdezernent Jürgen Krogmann (SPD).

Ein Gutachten, eigenen Angaben zufolge von der Stadt in Auftrag gegeben, soll Klarheit bringen. Die Publizistin und Pädagogin Ruß ist Namensgeberin und Stifterin des städtischen Oldenburger Edith-Ruß-Hauses für Medienkunst.

Das Gutachten soll im Herbst fertiggestellt und dann öffentlich vorgestellt und diskutiert werden. Bislang war die Tätigkeit von Edith Ruß als Schriftleiterin des Feuilletons der nationalsozialistischen „Oldenburgischen Staatszeitung“ bekannt. Jedoch wurde ihr Wirken in einer im Jahr 2000 veröffentlichten Biografie als eher unbedeutend eingestuft. Nun sei am 18. April im Internet ein Foto der am 1. Januar 1941 auf Edith Ruß ausgestellten NSDAP-Mitgliedskarte aufgetaucht, hieß es.

Krogmann sagte: „Wenn sich die Hinweise durch das von uns in Auftrag gegebene historische Gutachten bestätigen, ist neu zu bewerten, ob der Name Edith Ruß für eine städtische Kultureinrichtung noch tragbar ist oder geändert werden muss.“ Ruß war nach Recherchen der „tageszeitung“ (taz) eine „fanatische Nationalsozialistin“, die während des Zweiten Weltkriegs in ihrer Rolle als Feuilleton-Chefin der Oldenburgischen Staatszeitung ihre ideologischen Ansichten verbreitete.

Die am 22. Januar 1919 geborene Oldenburger Mäzenin hatte nach ihrem Tod im Juli 1993 der Stadt Oldenburg ihr gesamtes Vermögen, fast zwei Millionen Mark, vermacht. Durch ihren Nachlass entstand das im Jahr 2000 in der Katharinenstraße eröffnete Edith-Ruß-Haus. Ein von der Stadt beauftragtes Historiker-Duo soll nun Einsicht in die komplette NSDAP-Mitgliedsakte nehmen. „Zudem werden möglichst alle publizistischen Quellen von Edith Ruß untersucht“, teilte die Stadt mit.