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Stadt München gibt Kunstwerk von 1532 in die Niederlande zurück

Ein Porträt des Freisinger Hofmeister Achaz Busch (1532) war 1941 über eine Auktion von der Stadt München angekauft worden. Nun kehrt es zu jener Familie zurück, denen es einst die Nazis entzogen hatten.

Das Münchner Kulturreferat hat mit dem Lenbachhaus ein mittelalterliches Gemälde des Malers Hans Schöpfer der Ältere (1505-1566) an die rechtmäßige Besitzerin zurückgegeben. Dabei handelt es sich um Marei von Saher, alleinige Erbin des niederländischen Kunsthändlers Jacques Goudstikker (1897-1940), wie das Lenbachhaus am Dienstag mitteilte. Dessen proaktive Recherchen hätten ergeben, dass das Werk Goudstikker 1940 in der Zeit des Nationalsozialismus entzogen worden war.

Das frühneuzeitliche Bildnis von 1532 zeigt den Freisinger Hofmeister Achaz Busch, wie es heißt. Belegt sei, dass das Werk im 16. Jahrhundert zur “Münchner herzoglichen Kunstkammer” gehört habe. Anfang der 1920er Jahre sei es aus dem Berliner Kunsthandel an den jüdischen Kunsthändler Goudstikker in Amsterdam verkauft worden. Dieser gehörte den Angaben zufolge zu einem der wichtigsten Akteure auf dem niederländischen Kunstmarkt vor dem Zweiten Weltkrieg.

Nach der Kapitulation der Niederlande am 15. Mai 1940 vor Nazi-Deutschland beschloss Goudstikker, sich mit seiner Frau und dem einjährigen Sohn in Sicherheit zu bringen. Die Familie verließ mit einer der letzten möglichen Überfahrten Amsterdam in Richtung England. Goudstikker verunglückte tödlich an Bord des Schiffs, als er nachts durch eine geöffnete Luke an Deck stürzte. Mit sich führte er das “Black Notebook”, ein kleines schwarzes Ringbuch aus Leder. Dieses enthielt eine maschinengeschriebene Liste mit über 1.200 Kunstwerken seiner Sammlung und seines Geschäfts.

Das Register diente laut Mitteilung nach 1945 als wichtige Quelle. Die Kunsthandlung von Goudstikker in Amsterdam wurde gegen den Willen der Witwe Desiree von dem deutschen Reichsmarschall Hermann Göring und dem Spekulanten Alois Miedl übernommen. Die Kunstwerke wurden geraubt und weiterverkauft. Das unter Nummer 1.228 in der Liste aufgeführte “Mansportret” von Schöpfer ging an den Zwischenhändler Wilhelm Henrich, der das Gemälde im März 1941 in das Auktionshaus Heinrich Hahn in Frankfurt am Main einlieferte. Dort wurde es für das Münchner Lenbachhaus ersteigert.

Nach dem Krieg führte Desiree Goudstikker einen Rechtsstreit gegen die Niederlande, der mit einem Vergleich beschieden wurde, wie es heißt. Die meisten Werke blieben demnach unrechtmäßig im Besitz von internationalen Museen. Nachdem die Erben der Familie Ende der 1990er Jahre erneut Anspruch auf ihr Eigentum erhoben, wurden nach langjährigen Verhandlungen eine entsprechende Empfehlung der niederländischen Restitutiecommissie über 200 Werke restituiert. Weiter Rückgaben einzelner Werke folgten.