UK 43/2015, Fernseh-Gottesdienst (Seite 7: „Kurschus: Nicht entmutigen lassen“)
Im Mittelpunkt des ZDF-Fernsehgottesdienstes in der Petri-Kirche zu Dortmund stand die Predigt der Präses der westfälischen Landeskirche, Annette Kurschus. Es war eine bemerkenswerte Predigt. Feinsinnig und sprachkultiviert verstand es Kurschus, mit Hilfe der alttestamentlichen Exoduserzählung aufzuzeigen, dass weder Aufnehmende noch Ankommende besorgt zu sein brauchen, „denn gleichmäßig und gerecht verteilt ist das Brot, das Gott zu essen gibt“.
Solch Sprachbild leistet mehr als jeder noch so gut gemeinte politische Appell, denn jeder versteht, dass „Brot“ alles umfasst, wessen ein Mensch bedarf: vom Sprachkurs über eine menschenwürdige Unterkunft und einen Arbeitsplatz bis hin zu Möglichkeiten eines neuen Lebens in einer anderen Welt überhaupt.
All dies zu gewähren bezeichnete die Präses am Schluss ihrer Predigt als „göttliches Brot“, das man „sich schmecken lassen“ solle, bei dem man aber auch „genau hinschmecken“ dürfe.
Solch exegetisch gegründete Sprache weiß die Spannungen, die mit dem Stichwort „Flüchtlingskrise“ gegeben sind, zu fruchtbarer Verbindung von politisch-administrativer, gesellschaftlich-kultureller und theologisch-humanitärer Verpflichtung zu bringen.
Dr. theol. Dieter Burkert, Dortmund
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