Seit gut einer Woche wird Papst Franziskus wegen einer schwierigen Atemwegsinfektion in der Klinik behandelt. Das Großereignis “Heiliges Jahr” geht unterdessen weiter – samt Spekulationen um die Zukunft des Papstes.
Samstag im Herzen Roms: Hunderte Männer in weißen Gewändern ziehen betend und singend Richtung Petersdom. Priester? Nein, denn neben vielen gehen ihre Frauen, manche haben auch ihre Kinder dabei. Es handelt sich um katholische Diakone, jene geweihten “Diener” der Kirche, die im Gottesdienst und der Gemeinde sehr vieles tun können, was sonst Priestern vorbehalten ist, aber im Gegensatz zu ihnen unter bestimmten Voraussetzungen eine Familie und einen Zivilberuf haben dürfen.
Rund 7.000 Diakone aus 100 Ländern sind an diesem Wochenende in die Ewige Stadt gekommen, um das Heilige Jahr 2025 zu feiern. Zu dem katholischen Großereignis, das Anfang Januar 2026 endet, werden mehr als 30 Millionen Besucher in Rom erwartet. Auch gibt es Sonderveranstaltungen für bestimmte Gruppen wie etwa Militärs, Ordensleute, Jugendliche, Medien- und Kulturschaffende – und an diesem Wochenende die Diakone.
“Eigentlich hätten wir eine Audienz mit Papst Franziskus haben sollen”, sagt einer der etwa 650 Diakone, die allein aus Frankreich angereist sind. “Aber er ist im Krankenhaus, also muss es auch ohne ihn gehen. Wir werden natürlich für ihn beten!”
Seit vergangenen Freitag befindet sich das Oberhaupt der weltweit rund 1,4 Milliarden Katholiken wegen einer komplexen Atemwegsinfektion in der römischen Gemelli-Klinik. Nachdem zwischenzeitlich die Sorge um den 88-Jährigen sehr groß war, gaben Mediziner am Freitag eine gewisse Entwarnung: Das Leben des Papstes sei derzeit nicht akut bedroht, aber er sei “noch nicht außer Gefahr”. Die eingeschlagene Therapie zeige Wirkung; das größte Risiko bestehe in einer möglichen Sepsis. Der Patient atme weiterhin selbstständig, sei guter Dinge, stehe öfter auf, bete in der Privatkapelle der “Papst-Suite” im zehnten Stock der Klinik und halte ein gewisses Arbeitspensum aufrecht. Dennoch sei ihm weiterhin “absolute Ruhe” verordnet.
Franziskus muss noch mindestens die ganze kommende Woche in der Klinik bleiben, hieß es. Auch wenn er täglich Ernennungen und Rücktritte von Bischöfen absegnet: In der Öffentlichkeit wird sich das seit fast zwölf Jahren amtierende Kirchenoberhaupt vorläufig wohl nicht zeigen. Das gilt auch für das traditionelle Mittagsgebet am Sonntag: Wie schon vor einer Woche werde der Text nur schriftlich verbreitet, so der Vatikan am Samstag.
Trotz verhaltener Entwarnung: All das nährt Spekulationen über die Zukunft des Papstes aus Argentinien. Wird er seinen Amtsverzicht erklären, wie es sein Vorgänger Benedikt XVI. am 28. Februar 2013, einem Rosenmontag, in einem spektakulären Schritt tat?
Der Vatikan und führende Kardinäle bemühen sich, grassierenden Gerüchten die Nahrung zu entziehen. Glaubenspräfekt Víctor Manuel Fernández sagte der argentinischen Tageszeitung “La Nación”: “Es hat keinen Sinn, dass einige Gruppen auf einen Amtsverzicht des Papstes drängen. Das haben sie in den letzten Jahren schon mehrmals getan, und es kann sich nur um eine völlig freie Entscheidung des Heiligen Vaters handeln, damit sie gültig ist.” Er sehe derzeit “kein Vorkonklave-Klima” und “nicht mehr Gerede über einen möglichen Nachfolger als vor einem Jahr – also nichts Besonderes”, so der Kardinal.
Auch die Nummer Zwei des Vatikans nannte in der Tageszeitung “Corriere della Sera” (Samstag) Debatten über einen möglichen Rücktritt des Kirchenoberhaupts “nutzlose Spekulationen”. Pietro Parolin bewahrt als Kardinalstaatssekretär die bedingte Rücktrittserklärung auf, die Franziskus für den Fall unterschrieben hat, dass er aus medizinischen Gründen amtsunfähig wäre. Das einzig Wichtige, so Parolin, sei derzeit die Genesung des Papstes und “seine Rückkehr in den Vatikan”.
Dort vermisst man ihn an diesem Wochenende besonders. Bei schönstem Vorfrühlingswetter sind aus Deutschland 160 Diakone angereist, neben rund 4.000 aus Italien, 1.300 aus den USA, 350 aus Spanien und vielen anderen Ländern, wo sie seelsorgerische Aufgaben wahrnehmen, Menschen taufen und trauen, Wortgottesdienste leiten und in der Messe predigen.