Aus Sicht des Münsteraner Religionssoziologen Detlef Pollack werden die Ergebnisse der Studie zu Missbrauch in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die Kirchenkrise weiter verschärfen. “Es betrifft vor allem diejenigen, die von der Kirche viel halten und die selber in der Kirche sind”, sagte er am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): “Die wird es überraschen, für die ist es schmerzlich und erschütternd.” Als Folge rechne er mit weiterhin hohen Kirchenaustrittszahlen auch aus der evangelischen Kirche.
Pollack äußerte sich nach der Vorstellung der Forum-Studie, die Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in der evangelischen Kirche und in der Diakonie untersucht. Laut Studie waren rund 64,7 Prozent der Opfer männlich und rund 35,3 weiblich. Bei den Beschuldigten handele es sich fast nur um Männer (99,6 Prozent). Rund drei Viertel von ihnen seien bei der ersten Tat verheiratet gewesen.
Ein bemerkenswertes Ergebnis, so Pollack: “Die Missbrauchsfälle sind ein Männlichkeitsphänomen.” In der katholischen Kirche gebe es nur männliche Geistliche, da lasse sich der Geschlechtervergleich nicht durchführen. In der evangelischen Kirche hingegen könne man ihn machen – das Resultat sei eindeutig.