Einen radikalen Umbau der häuslichen Pflege fordert der Sozialverband VdK. Kassen, Bund und Länder schöben sich die Verantwortung zu – zu Lasten der Pflegebedürftigen und ihrer Familien. Deshalb sollen die Kommunen ran.
Einen radikalen Neuanfang in der häuslichen Pflege fordert der Sozialverband VdK. Die Städte und Gemeinden müssten eine Vorreiterrolle in der Versorgung von pflegebedürftigen Menschen übernehmen, forderte Präsidentin Verena Bentele am Dienstag in Berlin. Als positives Beispiel nannte sie die kommunale Pflegeversorgung in Dänemark.
“Unser derzeitiges System bietet keine zukunftsfeste Pflegelösung an. Es weist zu viele Lücken auf und birgt massive Reibungsverluste für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen”, fügte Bentele hinzu. Die Verantwortung für die häusliche Pflege werde zwischen Pflegekassen, Bund, Ländern, Kommunen und Pflegeeinrichtungen hin- und hergeschoben. Das führe immer wieder zu Versorgungslücken. “Das ist der größte Hemmschuh für eine gesicherte und gute Pflege in Deutschland.”
Ein Blick über die deutsch-dänische Grenze zeigt nach Darstellung des Verbandes, wie gute Pflege organisiert werden könne: Bentele forderte klare Zuständigkeiten in den Stadt- und Gemeindeverwaltungen. “Pflege muss zur Pflichtaufgabe der Kommunen werden. Unsere Kommunen sind nah am Bürger. Sie kennen die Herausforderungen vor Ort und können am besten steuern.”
Städte und Gemeinden sollten deshalb Pflegeämter schaffen. Diese sollten sowohl den Bedarf vor Ort erfassen als auch die Pflegeangebote steuern und im Fall von Unterversorgung selbst Angebote aufbauen. “Es ist höchste Zeit, dass Pflegebedürftige und ihre Familien Unterstützung aus einer Hand erhalten, bevor die Belastung sie erdrückt”, mahnte die VdK-Präsidentin. Um die angespannte Finanzlage vieler Kommunen nicht weiter zu verschärfen, fordert der Sozialverband eine vollständige und dauerhafte Finanzierung der Ausgaben für die pflegerische Versorgung durch Bund und Länder. Unbürokratisch könnte dies etwa durch eine Erhöhung der Mittel des kommunalen Finanzausgleichs erfolgen. Die Rolle der Pflegekassen als Kostenträger individueller Pflegeleistungen soll erhalten bleiben.