Artikel teilen:

Sondersynode ringt um Zukunft der Kirchlichen Hochschule Wuppertal

Angesichts sinkender Kirchensteuereinnahmen und rückläufiger Studierendenzahlen ringt die Evangelische Kirche im Rheinland um die Zukunft der Kirchlichen Hochschule Wuppertal (KiHo). „Die vergangenen Jahre standen unter erheblichem Spardruck und haben dennoch nicht zur Konsolidierung der Zukunftsperspektiven geführt“, sagte der zuständige Dezernent Volker Haarmann am Donnerstagabend in einer digitalen Sondersynode der zweitgrößten deutschen Landeskirche. „Jetzt braucht es Klärungen, wie es mit Blick auf Wirtschaftlichkeit und mit Blick auf Theologie weitergehen soll.“ Zumal die jüngsten Finanzprognosen insgesamt zum Sparen zwingen, wie Finanzchef Henning Boecker vorab erklärte.

Die Synode, das Kirchenparlament der knapp 2,2 Millionen rheinischen Protestanten, soll am Dienstag zum Abschluss der Beratungen über vier Optionen entscheiden: Fortführung und Weiterentwicklung der KiHo, Schließung zum nächstmöglichen Termin, Schließung und Kooperation mit der Bergischen Universität Wuppertal oder Transformation in ein Basismodell „Theologischer Bildungscampus“. Der leitende Theologe der rheinischen Kirche, Präses Thorsten Latzel, appellierte an die Synode, „gemeinsam nach einem breiten, guten Konsens und einer perspektivisch tragfähigen Richtungsweisung“ zu suchen.

Die KiHo Wuppertal ist eine selbstständige, staatlich anerkannte Hochschule in Trägerschaft der rheinischen und der westfälischen Kirche, die nicht vom Staat refinanziert wird. Ihr Haushalt speist sich aus den Trägeranteilen: Die rheinische Landeskirche wendet dafür jährlich knapp 2,8 Millionen Euro auf, die Evangelische Kirche von Westfalen 750.000 Euro. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) zahlt zudem einen Zuschuss von aktuell 720.000 Euro, der bis 2030 auf 560.000 Euro abgeschmolzen werden soll.

Eine grundlegende Entscheidung zu der Hochschule steht an, weil der Trägervertrag eine Kündigung des bisherigen Konstrukts zu Ende 2025 ermöglicht. Die westfälische Kirche kündigte im Zuge ihrer Haushaltskonsolidierung bereits an, ihren Beitrag an die KiHo „deutlich“ zu verringern.

Die rheinische Kirche muss nach den Worten ihres Finanzchefs ab 2025 oder 2026 mit einem Haushalts-Minus von 9,1 Millionen Euro rechnen. Perspektivisch sei zu erwarten, dass das Defizit im Jahr 2030 zwischen 28 und 44 Millionen Euro beträgt, sagte Boecker nach Angaben der Landeskirche vor Beginn der Synode. Auf der Landessynode 2025 soll ein Plan zur Haushaltskonsolidierung vorgestellt werden, die Entscheidungen sollen ein Jahr später fallen. „Wir reden über große Einschnitte, die erforderlich sind“, erklärte Boecker.

Im Eröffnungsgottesdienst der Synode erinnerte Oberkirchenrätin Wibke Janssen daran, dass die KiHo 1935, in der Zeit des Kirchenkampfes, von der Bekennenden Kirche gegründet wurde. Es sei darum gegangen, vom nationalsozialistischen Staat unabhängige kirchliche Strukturen aufzubauen. Die KiHo wurde von den Nationalsozialisten verboten und nach dem Zweiten Weltkrieg wiedereröffnet.

Mit ihrer Geschichte stehe die KiHo für eine „biblische, widerständige Theologie“, sagte Haarmann, der auch Vorsitzender des KiHo-Kuratoriums ist. Anders als vor 90 Jahren gebe es eine solche Theologie heute indes auch an den staatlichen Fakultäten und Instituten. Zu fragen sei daher, ob die KiHo ein Bestandteil dieses Netzwerks bleiben solle „und ob wir sie uns zu diesem Zweck weiter leisten können und wollen“.

Das Rektorat, das Professorium und die Studierenden der KiHo forderten in Stellungnahmen den Erhalt der Hochschule oder ihren Umbau zu einem Bildungscampus. Es müsse auf Synergie und neue Finanzierungsmodelle gesetzt werden, hieß es unter anderem. Eine am 29. Mai gestartete Online-Petition des Bonner Theologieprofessors Andreas Obermann fand bis Donnerstagabend 2.475 Unterstützer.