Hannover. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sieht den demografischen Wandel in den nächsten Jahren auch als eine Chance für die Weiterentwicklung von Kirche. "Zwar werden wir trotz all unserer guten Initiativen und Anstrengungen kleiner werden", sagte der Bischof der größten evangelischen Landeskirche im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Das ist zwar bedauerlich, aber kein Grund zur Depression."
Die Kirche werde künftig vermutlich nicht mehr so als Gesamtsystem bewirtschaftet werden können wie heute. Dies eröffne aber auch Möglichkeiten, schwerfällige Bürokratien und Hierarchien abzubauen und kreatives Engagement an der Basis stärker zu fördern. "Wir werden Toleranz lernen müssen, um alternative Schwerpunktsetzungen in den Kirchengemeinden zuzulassen."
Pastoren an der Grenze der Belastbarkeit
In etwa zehn bis zwölf Jahren werde es in der hannoverschen Landeskirche mit heute rund 1.800 Pastorinnen und Pastoren voraussichtlich 600 Theologen weniger geben. Dagegen stünden die etwa 1.650 Kirchengebäude zwischen Hann. Münden und Cuxhaven dann immer noch, betonte Meister. In keinem anderen Land der Welt gebe es so viele sakrale Bauten wie in Deutschland. Wenn Pastoren im stark ländlich geprägten Niedersachsen mehrere Kirchengemeinden gleichzeitig versorgten, stießen sie irgendwann an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. "Wir müssen in viel größerem Ausmaß als bisher in die Ausbildung, Begleitung und Anerkennungskultur für Ehrenamtliche investieren."
Dies bedeute auch, dass sich das Berufsbild des Pastors verändern werde. "Pastorinnen und Pastoren werden künftig noch viel stärker als bisher in der Gewinnung, Ausbildung und Begleitung von Ehrenamtlichen tätig sein", betonte Meister. Entsprechend geschulte Laien könnten dann vom Gemeindemanagement bis zu Gottesdiensten leitende Aufgaben übernehmen und gestalten. Voraussetzung dafür sei, die strukturellen Vorgaben radikal zu reduzieren, so dass Haushaltsführung und Gemeindemanagement fachkundig vor Ort geleistet werden könnten.