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Smarter Konfi-Unterricht

Am Anfang stand die Idee, die Bibel für Konfis digital anzubieten. Inzwischen bietet die KonApp viele Funktionen, die den Unterricht bereichern und die Kommunikation erleichtern.

Brauchen Konfis heutzutage eigentlich noch eine Bibel? Was wie eine rhetorische Frage klingt, hat einen ganz alltagspraktischen Hintergrund: Eine Bibel muss man extra anschaffen, und man muss sie mitschleppen zum Unterricht – wozu, wenn man doch jederzeit und überall mit dem Smartphone auf den gesamten Bibeltext zugreifen kann?

Dieser Gedanke war die Initialzündung für die „KonApp“, ein kleines Programm für Smartphones, das Pfarrerinnen und Jugendmitarbeiter im Konfi-Unterricht unterstützen soll. „Als die Frage nach der digitalen Konfi-Bibel aufkam, haben wir uns gedacht, dass das noch mehr Potenzial hat“, erzählt Maximilian Naujoks von der Deutschen Bibelgesellschaft, die die KonApp in einem Team aus Theologen, Pädagogen und Programmierern entwickelt hat.

Internet-Zugriff auf mehrere Übersetzungen

Das Ergebnis: Mit der App hat man Zugriff auf den gesamten Text der Luther-Bibel und der Basis-Bibel, inklusive Bibellexikon. Man kann Texte, Fotos und Videos teilen und Umfragen durchführen. Wer mag, kann ein Tagebuch führen. Eine Terminfunktion erinnert an den Beginn von Unterrichtsstunden und Gottesdienste. Und nicht zuletzt ermöglicht die App eine sichere Kommunikation mit den Jugendlichen, abseits des Zugriffs der großen Datenkraken.

„Die KonApp war ursprünglich dafür gedacht, ein paar neue Werkzeuge für den Unterricht bereitzustellen – und eigentlich nicht, ganze Stunden damit zu gestalten“, erklärt Naujoks. Als jedoch Corona im März zum Lockdown führte und keine realen Treffen mehr möglich waren, wurde die App in manchen Gemeinden zum Ersatztreffpunkt: Ganze Konfi-Nachmittage fanden mit ihrer Hilfe digital statt.

Zum Beispiel bei Jörn Witthinrich, Pfarrer im münsterländischen Greven, der seinen Konfi-Unterricht als Blockmodell an Wochenenden durchführt. „Das erste Treffen musste ich ausfallen lassen. Beim zweiten habe ich gedacht: Ich probiere es einfach mal aus mit der App“, erzählt er.

An einem Samstag versammelten sich also 18 seiner 22 Konfirmandinnen und Konfirmanden digital zum Unterricht; die Moderation übernahmen jugendliche Teamer. Für die Einheit zum Thema Diakonie hatte Witthinrich einen detaillierten Regieplan erstellt: eine Bildbetrachtung als Einstieg, den Bibeltext vom barmherzigen Samariter, ein Youtube-Video aus der „Lego-Bibel“, einem Selbsttest „Hast du ein Herz für andere?“ und einem Selfie-Shooting. Über alle Bausteine konnten die Konfis sich im Chat austauschen.

Die Rückmeldungen zu dem Experiment waren gut, berichtet Jörn Witthinrich: „Die Konfis empfanden das als interessante Abwechslung zum langweiligen Corona-Alltag.“ Der Austausch über den Chat war lebendig. „Darin sind die Jugendlichen ja ganz zuhause – die tippen viel schneller als ich“, so der Pfarrer.

Allerdings sind ihm auch Schwachstellen aufgefallen: „Das Ganze erinnert doch eher an den alten Frontalunterricht – ich arbeite sonst lieber erlebnisorientiert.“ Unter normalen Umständen lässt er die Konfis während der Diakonie-Einheit etwa  ausprobieren, wie es ist, selbst im Rollstuhl zu sitzen oder sich füttern zu lassen. Solche Aktionen gibt die App natürlich nicht her. Aber, so der Pfarrer: „Während Corona war das eine Superhilfe.“

Inzwischen ist Witthinrich zum Präsenzunterricht zurückgekehrt – und hat den neuen Jahrgang gleich als erstes die KonApp installieren lassen.

Für Maximilian Naujoks und das Team der KonApp sind solche Rückmeldungen wichtig – zumal sie bewusst auf digitale Rückverfolgung und automatische Datensammlung verzichten. „Wir entwickeln das Angebot laufend weiter und sind dankbar für alle, die sich daran beteiligen“, so der Projektreferent.

Inzwischen können zum Beispiel Youtube-Videos direkt mit einem Link verschickt werden. Auch der Zugriff auf verschiedene Bibelübersetzungen wird ergänzt: Die BasisBibel, eine Übersetzung in zeitgemäßem Deutsch, wird ab Januar 2021 auf das gesamte Alte Testament ausgeweitet; bisher waren nur Neues Testament und die Psalmen zugänglich.

Und im Bereich der kreativen Anwendungen gibt es ebenfalls Fortschritte: Eine Reihe von Pfarrerinnen und Pfarrern haben inzwischen Unterrichtseinheiten entwickelt, in denen sie die Kon­App auf unterschiedliche Weise einsetzen. Zum Beispiel, um ein selbst geschriebenes Theaterstück zu filmen und dann im Internet zu teilen. Oder um in einem Planspiel in die Welt der Zukunft einzutauchen, in der sich eine Gruppe von Widerständlern gegen eine Datendiktatur verteidigen muss.

Einfach mal in der Familie ausprobieren

Anfang September hat die Kon­App ihren ersten Geburtstag gefeiert.„Über 25 000 Konfirmandinnen und Konfirmanden nutzen die App – das sind rund 20 Prozent der Konfis in Deutschland“, so Naujoks. Einen Aufschwung hat es natürlich durch Corona gegeben, als sich viele Gemeinden registrierten, um mit ihren Konfis in Kontakt zu bleiben. Auch Jugendgruppen und sogar Schulen interessieren sich inzwischen dafür, vor allem wegen der sicheren Nachrichten-Funktion.

Naujoks‘ Rat für alle, die der Technik noch skeptisch gegenüberstehen: „Laden Sie sich die App kostenlos aufs Handy und probieren Sie sie in der Familie aus. Es ist ganz einfach.“