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Siegel hilft nur bedingt

Produzenten suchen jetzt andere Wege, um ihre Marktmacht zu stärken

BONN – Fair-Trade-Siegel helfen Kakaobauern in Westafrika nach Angaben des Experten Friedel Hütz-Adams nur bedingt. „Allmählich merkt man, dass selbst diejenigen, die zertifizierten Kakao herstellen, häufig arm bleiben“, sagte der Experte vom Südwind-Institut für Ökonomie und Ökumene in Bonn mit Blick auf die Weltkakaokonferenz, zu der im April in Berlin rund 1500 Teilnehmer aus 60 Ländern zusammenkamen.  

Hütz-Adams verwies auf aktuelle Studien, die zeigten, dass die Auswirkungen der Zertifizierung für das Einkommen der Bauern weit niedriger seien als erhofft. Die wenigsten verfügten über existenzsichernde Einkommen. 

Um die Bauern besser repräsentieren zu können, gebe es derzeit die Überlegung westafrikanischer Staaten, aus denen 70 Prozent der Welternte kommt, sich zusammenzuschließen, eine Art Opec der Kakao-Anbauländer zu bilden. Damit hätten sie mehr Gewicht gegenüber den internationalen Großkonzernen, die die Kakaobohnen weiterverarbeiten.

Besser sieht die Situation laut Hütz-Adams in Lateinamerika aus, wo Edelkakao produziert wird. Die Hälfte der Bohnen stamme aus Ecuador, der Rest komme aus Ländern wie Peru, Venezuela oder Nicaragua. Dort verfügten Bauern meist über größere Flächen. Sie bauten auch andere Produkte an, seien also weniger abhängig vom Kakao. Kakao guter Qualität werde deutlich besser bezahlt als die Standardware und es gebe dafür auch einen starken lokalen Markt. Damit seien sie weniger abhängig von den Schwankungen am Weltmarkt.    epd