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Sextortion – Mehr Erpressung mit Nacktbildern unter Kindern

Nacktbilder von sich selbst zu machen und digital zu versenden ist keine gute Idee, warnt die Polizei. Es häufen sich demnach die Fälle von Erpressung unter Kindern und Jugendlichen – die aus Scham die Täter nicht anzeigen.

Nach Angaben der Polizei gibt es immer mehr Fälle von Erpressung mit Nacktbildern unter Kindern und Jugendlichen. Die Täter stammen demnach entweder aus dem direkten sozialen Umfeld, etwa der Schule, können aber auch Fremde sein, wie das Programm Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK) am Mittwoch in Stuttgart mitteilte. Hier seien Eltern und Schulen gefragt; Prävention beginne mit der Aufklärung über die potenziellen Gefahren im Umgang mit der eigenen Online-Präsenz.

Martina Plackmann, Expertin für Prävention bei ProPK, sagt: “Wir gehen davon aus, dass es ein großes Dunkelfeld gibt. Oftmals schämen sich die Opfer und zeigen die Straftaten daher nicht an. Tatsächlich ist jedoch genau das unser erster Rat: Melden Sie Vorfälle immer der Polizei. Nur so kann diese weitere Fälle verhindern.”

Forderungen von Täterinnen und Tätern solle auf keinen Fall nachgegeben werden. “Meist hören diese auch danach nicht auf”, so Plackmann. “Stattdessen sollten Betroffene den Kontakt umgehend abbrechen und den jeweiligen Chat- oder Plattformbetreiber informieren und die Löschung kompromittierender Inhalte einfordern.”

Grundsätzlich gelte es, bei Internetkontakten vorsichtig zu sein, die Webcam ausgeschaltet zu lassen und sich unter keinen Umständen zu intimen Aufnahmen überreden zu lassen, so die Präventionsstelle.

Sextortion wird die Erpressung (englisch: Extortion) mit Nacktaufnahmen genannt. Etwa vier Prozent aller im Vorjahr von Cyberkriminalität Betroffenen wurden mit intimen Inhalten wie etwa Nacktbildern erpresst. Bisher ist dieses Vorgehen laut Angaben hauptsächlich unter Erwachsenen bekannt.

Die erwachsenen oder jugendlichen Täter treten laut Angaben meist über soziale Netzwerke, Dating-Apps oder Gaming-Chats gezielt mit ihren Opfern in Kontakt und versuchen, deren Freundschaft zu gewinnen. Die meist zuerst freundschaftlichen Chats werden nach kurzer Zeit in andere Kanäle, wie Messenger verlagert.

Aus einfachen Gesprächen entstehen dann demnach plötzlich Fragen nach sexuellen Erfahrungen. Die Täter drängten die Kinder und Jugendlichen schließlich dazu, zum Beispiel vor der Webcam sexuelle Handlungen an sich vorzunehmen oder ihnen Nacktfotos oder -videos zuzusenden.

Mit dem erhaltenen Material beginnt laut Angaben die Erpressung: Die Opfer sollen Schweigegeld zahlen. Gedroht wird demnach damit, die kompromittierenden Inhalte an Eltern, Freunde oder das soziale Umfeld weiterzugeben – für Kinder und Jugendliche eine enorme psychische Belastung.