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Sexskandal-Vorwürfe belasten Arbeit von Hilfswerken

Berlin – Der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, hält die Arbeit von Hilfsorganisationen nach dem Bekanntwerden sexueller Übergriffe für massiv belastet. „Die Vorfälle führen dazu, dass Menschen in diesen Ländern die Grenzüberschreitungen als Fortsetzung kolonialer Beziehungen mit anderen Mitteln betrachten“, sagte er den Partnerzeitungen der „Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft“.
Krüger erklärt, die Mitarbeiter hätten bei ihren Übergriffen „asymmetrische“, also einseitige, Machtbeziehungen ausgenutzt. „Wem es darum geht, an einer gerechteren Welt mitzuarbeiten, der muss sich allerhöchsten Maßstäben stellen“, betonte er. Die Affären gefährdeten nicht nur den Ruf der Hilfsorganisationen. Generell werde die Haltung der Menschen in ärmeren Ländern zum Westen belastet. „Mit solchen Taten macht man mehr kaputt als nur das Verhältnis zwischen zwei Menschen“, sagte Krüger.
Auch die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes, Gerda Hasselfeldt, kritisierte die Missbrauchs-Skandale scharf: „Solche Vorfälle sind völlig inakzeptabel und dürfen unter keinen Umständen toleriert werden.“ Die Menschenrechtsexpertin Anna Würth rief Hilfswerke auf, unbedingt offen mit den Vorfällen umzugehen, um sie in den Griff zu bekommen: „Wir erwarten nicht, dass Organisationen fehlerfrei sind, aber dass sie offen und konstruktiv mit ihren Fehlern umgehen.“
Vor einigen Tagen waren Missbrauchsvorwürfe gegen die Organisation Oxfam bekannt geworden. Daraufhin räumten auch andere Hilfswerke wie Ärzte ohne Grenzen und das International Rescue Comittee Fälle ein.
Nach dem Sexskandal um Mitarbeiter von Oxfam hat Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu (86) seine Rolle als weltweiter Botschafter der Hilfsorganisation aufgegeben. „Der Erzbischof ist tief enttäuscht über Hinweise auf Unmoral und mögliche Kriminalität bei humanitären Helfern im Umfeld der Organisation“, heißt es in einer Erklärung des Büros des  früheren anglikanischen Erzbischof von Kapstadt. epd/KNA/UK