Jerusalem bekommt eine neue Attraktion. Was zunächst harmlos klingt, ist in der heiligen Stadt durchaus umstritten. Kritiker halten derartige Eingriffe ins Stadtbild für unangemessen.
731 Meter lang ist die neueste Touristenattraktion Jerusalems: Am Mittwoch (14. August) soll die längste Seilrutsche Israels eröffnet werden. In 30 Metern Höhe soll sie von der Promenade der Siedlung Armon HaNatziv im Südosten der Stadt bis zum sogenannten Friedenswald führen. Besuchern werde ein atemberaubender Blick geboten, heißt es in einer Ankündigung der von jüdischen Siedlern geführten Davidstadtstiftung. Sie ist Betreiber der neuen Attraktion.
Umgerechnet knapp 31 Euro kostet die Fahrt. Sie endet am seit 2019 von den Siedlern geführten städtischen Campingplatz. Zurück zum Ausgangspunkt, dem neuen Besucherzentrum der Stiftung, geht es per Shuttlebus. Die Seilrutsche ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit von Siedlerorganisation, Stadt, Jerusalemministerium und Jüdischem Nationalfonds.
Doch es gibt auch Kritik an dem Projekt – etwa vom bekannten israelischen Aktivisten Daniel Seidemann. Der auf Landstreitigkeiten in Ostjerusalem spezialisierte Rechtsanwalt spricht von einer “krassen Disneyfizierung des historischen Jerusalems”.
Zuletzt hatten ähnliche Projekte in dem Gebiet südlich der Altstadt für Kritik von Aktivisten und Kirchenvertretern gesorgt. Sie halten die Eingriffe ins Stadtbild für unangemessen. Dazu gehören eine Hängebrücke der Davidstadtstiftung über das Hinnomtal sowie Pläne für eine 1,4 Kilometer lange Seilbahn vom alten Bahnhof bis nahe der Klagemauer.
Der völkerrechtliche Status Jerusalems ist international ungeklärt. Viele Staaten, darunter Deutschland, erkennen die israelische Souveränität über den Osten der Stadt nicht an. Die Palästinenser beanspruchen Ostjerusalem als Hauptstadt ihres künftigen Staates.