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Seelsorger: Nach Trennung mehr Zeit für sich und Kontakte nehmen

Eine Trennung oder Scheidung fällt kaum jemandem leicht, selbst wenn sich der Schritt richtig anfühlt. Wie man in der Zeit danach zurechtkommt, hängt von vielen Faktoren ab. Ein Seelsorger weiß, was helfen kann.

Den Alltag neu organisieren und die eigene Rolle neu definieren – vor diesen Aufgaben stehen Menschen nach dem Ende einer Partnerschaft. Zeit für Selbstreflexion und Selbstakzeptanz sowie Kontaktpflege sind dann besonders wichtig, sagte der Theologe Peter Bremicker der “Psychologie Heute” (Februar-Ausgabe). “Es kann auch helfen, persönliche Ziele neu zu definieren, sowohl kurz- als auch langfristig, um vielleicht eine neue Richtung im Leben zu finden.”

Heilung sei ein Prozess, der nicht über Nacht erfolge, fügte Bremicker hinzu, der das Hamburger Institut für Systemische Transaktionsanalyse und Psychotraumatologie leitet. Sich auf eigene Stärken und Erfolge zu konzentrieren, könne ebenso wie positive Selbstbestärkung gegen düstere Gedanken helfen.

Trennungen könnten das Selbstbild massiv erschüttern, weil man sich frage, wer man selbst ohne diese Beziehung sei, erklärte der Experte. Darin liege indes auch eine Chance: “Ohne den Einfluss des Partners kann man sich wieder intensiver mit den eigenen Zielen und Wünschen auseinandersetzen und diese neu justieren.”

Wie schwer Krisen nach Trennungen seien, hänge stark davon ab, wie lang und intensiv die vorige Beziehung gewesen sei. “Je länger zwei Menschen zusammen waren und je näher sie sich standen, desto mehr verflechten sich ihre Identitäten.” Auch könne eine Krise jemanden stärker betreffen, der von der oder dem Ex abhängig war, etwa in finanzieller oder auch emotionaler Hinsicht. Zudem seien konfliktreiche oder abrupte Trennungen meist belastender als solche, die einvernehmlich und respektvoll verliefen.

Hilfreich sei in schwierigen Momenten ein stabiles soziales Netzwerk – und der Rückgriff auf frühere Erfahrungen, so Bremicker: “Wer bereits ähnliche Krisen gemeistert hat, verfügt meist über effektivere Mechanismen zur Verarbeitung.”