Ein überfülltes Schlauchboot treibt auf dem Meer. Private Seenotretter greifen ein. Ihr Schiff muss nun einen vier Tage entfernten Hafen ansteuern, weil das Italien so will. Und sie vermuten eine Absicht dahinter.
Ein Schiff der privaten Rettungsorganisation Sea-Eye hat nach eigenen Angaben in der Nacht auf den 30. Mai 51 Menschen aus dem Mittelmeer gerettet. Sie hätten sich auf einem überfüllten Schlauchboot befunden, das von den Wellen hin- und hergetrieben worden sei, teilte die Organisation am Freitag in Regensburg mit. Nach der Rettung hätten die italienischen Behörden der “Sea Eye 4” Genua als sicheren Hafen zugewiesen. Bis dahin seien es mehr als 600 Seemeilen. Die Fahrt werde vier Tage benötigen.
Julie Schweickert, Einsatzleiterin an Bord, wertete diese Praxis als Behinderung von Rettungsversuchen. Es gebe in Süditalien genug sichere Häfen, die in der Lage seien, Menschen auf der Flucht aufzunehmen. So aber müsse das Schiff die Such- und Rettungszone verlassen und könne nicht auf weitere Notfälle reagieren. In der vergangenen Woche hätten die italienischen Behörden bereits einen 900 Seemeilen entfernten Hafen zugeteilt. Ziel sei offenbar, zivile Seenotretter möglichst lange aus ihrem Einsatzgebiet im Mittelmeer fernzuhalten.
Sea-Eye gibt an, seit 2015 mehr als 17.000 Menschen vor dem Ertrinken gerettet zu haben.