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Schuldnerberatungen warnen vor Schulden bei Internetkäufen

Die Schuldnerberatungen in Niedersachsen haben ihre Aktionswoche vom 10. bis 14. Juni unter das Motto „Buy now, Inkasso später“ gestellt. Sie wollen damit auf die Gefahren des Geschäftsmodells „Buy now, pay later“ (kaufe jetzt, zahle später) vieler digitaler Anbieter aufmerksam machen, teilte die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände gemeinsam mit dem Sozialministerium in Hannover und der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege am Dienstag mit.

Mit wenigen Klicks könnten Käufer heutzutage Waren bestellen, ohne sie direkt bezahlen zu müssen, hieß es. Vielen sei dabei jedoch nicht klar, dass sie damit nicht nur einen Vertrag mit dem Lieferanten schlössen, sondern auch einen zweiten Vertrag mit einem Zahlungsdienstleister. Unter Umständen sei sogar zugleich ein Inkassounternehmen mit im Boot.

Vor allem junge Menschen mit geringem Einkommen könnten durch diese Verträge in die Schuldenfalle geraten. „Denn wer nicht innerhalb der gesetzten Frist den fälligen Betrag zahlt, der schließt schon mit der Bestellung einen Kreditvertrag mit einem Zahlungsdienstleister, dessen Konditionen nicht klar genug kommuniziert werden“, sagte der Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft, Gerhard Tepe.

Wenn Inkassounternehmen in ein solches Geschäftsmodell eingebunden seien, müsse deutlich gemacht werden, in wessen Auftrag sie tätig seien und welche Kosten anfielen. Die Behauptung, den Kunden bei der Verwaltung ihrer Finanzen behilflich zu sein, dürfe nicht dazu dienen, in die Bankkonten der Kunden per Kontoverknüpfung Einblick zu nehmen und die gewonnenen Erkenntnisse für das Inkasso zu nutzen, sagte Tepe. Bei der anstehenden Umsetzung des EU-Rechts zu Verbraucherkrediten müsse deshalb der Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher vor diesen Krediten besonders bedacht werden.

Nach der EU-Richtlinie müssen die Mitgliedstaaten zukünftig sicherstellen, dass für Verbraucherinnen und Verbraucher unabhängige Schuldenberatungsdienste leicht zugänglich zur Verfügung stehen. Sozialminister Andreas Philippi (SPD) betonte, die Landesregierung wolle die Schuldnerberatungen weiter finanziell unterstützen. Ferner seien präventive Angebote notwendig, in denen Menschen von klein auf lernten, mit Geld, Handy und Internet verantwortungsvoll umzugehen.