Nein, sterben werde er nicht – aber vielleicht aus anderen Gründen von der Bildfläche verschwinden, sagt Donna Leon über ihre Figur Commissario Brunetti aus Venedig.
Die Schriftstellerin Donna Leon möchte ihren berühmten venezianischen Commissario Brunetti nicht aufgeben. “Er wird zumindest so lange leben, wie ich lebe”, sagte die 82-Jährige im Interview der “Süddeutschen Zeitung” (Wochenende). “Brunetti wird nicht sterben. Aber es könnte passieren, dass er aufhört oder in Rente geht. Ich weiß es noch nicht.”
Sie wolle ihre Krimis nicht ins Italienische übersetzen lassen, betonte die Autorin. “Leute kamen zu mir und warfen mir vor, wie ich so über ihr Land schreiben könnte. Dass es da Korruption gebe und Unehrlichkeit – denn auch, wenn ich eben die Mehrheit der italienischen Beamten verteidigt habe, gibt es die.” Solche Kritik wolle man nicht von einer ausländischen Stimme hören.
In Italien gebe es schon lange keine Zeitungsartikel mehr über ihre Bücher und sie selbst, sagte Leon. “Ich bin ein Niemand in Italien und möchte das auch bleiben.”
Leon sagte, sie sei “mitschuldig” an den vielen Touristen in Venedig. “Aber ich rede mir ein, und das klingt jetzt sehr snobistisch, dass die Leute, die nach Venedig kommen, weil sie eines meiner Bücher gelesen haben, ein gewisses kulturelles Niveau besitzen. Sie kommen nicht nach Venedig, um es von ihrer Checkliste zu streichen.” Jedoch dürfe natürlich jeder Mensch Venedig besuchen.
Auch die aus den USA stammende Schriftstellerin lebt nicht mehr in der Lagunenstadt. Jeder, der wegziehe, bedauere es zutiefst, sagte sie. “Trotzdem denken viele, die noch dort sind, drüber nach, ebenfalls zu gehen. Weil es inzwischen nicht mehr zu ertragen ist.”