Artikel teilen:

Schriftstellerin Anne Hansen: “Wahnsinn, dass wir Schafe essen”

Zum Ostersonntag gehört für viele der traditionelle Lammbraten. Die Schriftstellerin Anne Hansen hat nach einem Schicksalsschlag ein besonderes Verhältnis zu Schafen entwickelt. Sie wirbt für ein neues Bewusstsein.

Schafe sind nach Beobachtung der Schriftstellerin Anne Hansen “wirklich Individuen”. Dies kenne man von anderen Tieren wie Hunden, Katzen oder Pferden, sagte sie in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Bei Schafen wäre sie allerdings “im Traum nicht darauf gekommen”, und optisch ließen diese sich für einen Laien kaum unterscheiden. Sie seien aber charakterlich so verschieden, “dass es eigentlich Wahnsinn ist, diese Tiere zu essen”.

In Hansens kürzlich veröffentlichtem Buch “Und dann kam Lämmchen” spielt eine nordfriesische Schafherde eine zentrale Rolle. Viele Menschen hielten Schafe für “ein bisschen doof, sie scheinen kopflos hintereinander herzurennen und nur zu fressen”. Mit dieser Vorstellung tue man den Tieren jedoch Unrecht, denn Studien hätten gezeigt, dass sie klüger seien als oft angenommen. “Zum Beispiel können sie sich menschliche Gesichter über längere Zeiträume merken und erkennen die Personen wieder, auch aus verschiedenen Perspektiven oder auf Fotos.”

Zudem pflegten Schafe untereinander Freundschaften und auch Antipathien, sagte die Autorin. Sie bedaure, dass Nutztiere vielen Menschen “ziemlich egal” seien. Es habe sich ein “schizophrenes Verhältnis” zu Tieren entwickelt: “In unseren Breitengraden ist es undenkbar, einen Hund oder eine Katze zu essen. Die liegen auf dem Schoß, man lebt mit ihnen unter einem Dach und will nur das beste Futter für sie. Allerdings: Das Futter, das viele Hunde und Katzen bekommen – das waren auch mal Tiere.”

Sie wolle nicht missionieren, betonte die bekennende Vegetarierin. Viele Menschen seien indes schockiert über die Bedingungen in der Massentierhaltung oder auf Schlachthöfen. Daher wäre es “viel Wert, sich bewusst zu machen, dass es Individuen sind, die wir verspeisen”, so Hansen. “Vor diesem Hintergrund konsumiert man vielleicht bewusster und bewahrt Respekt vor dem Tier.”